Blick ins KRAFTHAND-Magazin: Folgen eines Leistungsverlusts bei Stoßdämpfern

Stoßdämpfer sind viel mehr ein Sicherheits- als ein Komfortbauteil. Deshalb sollte der Serviceberater die Kunden bei Schäden an den Fahrwerkskomponenten auf die Folgekosten aufmerksam machen. Bild: ZF Services

Ein gutes Fahrwerk funktioniert in erster Linie durch bestmögliche Auslegung der Mechanik. Die Gelegenheit ist günstig: Reifenwechselaktionen in den Werkstätten sind ein zeit- und kosteneffizienter Weg, die Sicherheit des Fahrwerks zu überprüfen. KRAFTHAND gibt Tipps, wie man bei Schäden an Fahrwerkskomponenten gegenüber dem Kunden argumentiert.

Weil Stoßdämpfer im Verborgenen arbeiten, werden sie sowohl von Kunden als auch von Werkstätten oftmals stiefmütterlich behandelt. Grundsätzlich sollten jedoch Werkstätten bei Auffälligkeiten an den Fahrwerkskomponenten den Fahrzeugbesitzer darauf hinweisen und sofort handeln. Wenn es um den sicheren Fahrbahnkontakt geht, spielen die Stoßdämpfer eine entscheidende Rolle.

Prüforganisationen wie TÜV, Dekra, GTÜ und KÜS gehen davon aus, dass bis zu 15 Prozent aller untersuchten Fahrzeuge mit defekten Stoßdämpfern unterwegs sind. Rund sechs Millionen Autofahrer gefährden damit sich und andere Verkehrsteilnehmer. Deshalb rät der Fahrwerksexperte Bilstein im Rahmen des Winterservices in der Werkstatt unter anderem nicht nur Bremsanlage, Batterie, Ölstand, Räder und Wischerblätter zu überprüfen, sondern auch die im Winter besonders beanspruchten Stoßdämpfer genauer unter die Lupe zu nehmen. Auch ZF Services betont, wie wichtig es ist, die Dämpfer regelmäßig in der Werkstatt zu überprüfen – gerade, wenn das Fahrzeug für den Winterurlaub genutzt und dabei schwer beladen oder über schlechte Straßen gefahren wird. Bei Fahrzeugen, die im Alltag meist leer unterwegs sind, kann schweres Gepäck möglicherweise die Dichtungen der Stoßdämpfer beschädigen.

Sicherheitsrisiko
Der Alterungsprozess findet im Inneren des Stoßdämpfers also im Verborgenen statt. Die besondere Problematik: Der Wirkungsverlust der Dämpfer ist ein schleichender Prozess, der Fahrer gewöhnt sich an das weichere Fahrverhalten seines Fahrzeugs, bis es irgendwann einmal zu spät ist. Bei einer Notbremsung fehlen dann die entscheidenden Meter.

ABS, ASR und ESP
Zudem erhöht sich das Unfallrisiko bei defekten Stoßdämpfern drastisch. Eine nachlassende Dämpferleistung beeinträchtigt zusätzlich die Funktionsfähigkeit elektronischer Fahrwerkskomponenten wie ABS, ASR und ESP, da diese für eine korrekte Arbeitsweise vollen Fahrbahnkontakt benötigen. Dies bedeutet gerade im Winter ein unnötig hohes Sicherheitsrisiko. Bei Ausweichmanövern oder Kurvenfahrten bricht das Fahrzeug erheblich früher aus. Der Bremsweg verlängert sich laut den Sachverständigenorganisationen etwa ab 80 km/h um zwei bis drei Meter, und auch der gefürchtete Aquaplaning-Effekt kann unter Umständen viel früher einsetzen. Ebenso kann Reiseübelkeit durch verschlissene oder defekte Stoßdämpfer hervorgerufen oder verstärkt werden.

Reifenverschleiß
Der Kfz-Fachmann sollte außerdem den Kunden darauf aufmerksam machen, dass bei einem defekten Stoßdämpfer die Reifen wesentlich schneller verschleißen. Sichtbar wird dies unter anderem durch einen punktuellen Abtrag sowie Auswaschungen am gesamten Umfang des Reifenprofils. Des Weiteren sind Spurstangenköpfe oder Lenkgetriebe einem erhöhten Verschleiß ausgesetzt. Aufklärung tut also not. Die wenigsten Autofahrer wissen, dass sie mit defekten Stoßdämpfern ein erhebliches Sicherheitsrisiko eingehen. Viele glauben, dass die Dämpfer entweder gar nicht oder nur sehr spät im Autoleben verschleißen.

Fahrwerkskomponenten überprüfen

Die Experten von ZF Services und Bilstein empfehlen deshalb Werkstätten, im Rahmen eines Werkstattaufenthalts, spätestens aber bei einer Laufleistung von 80.000 km und dann alle 20.000 km die Funktion der Fahrwerkskomponenten zu überprüfen und defekte Teile zu ersetzen. Ein gründlicher Check beispielsweise vor einer Urlaubsfahrt durch den Werkstattprofi mit entsprechender Kundenberatung erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern vermeidet hohe Folgekosten und garantiert zufriedene Kunden.

Argumentationshilfen für Werkstätten zum Fahrwerks-Check stehen in der aktuellen KRAFTHAND 21/2015.  Zum Abo geht’s hier.

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