Fahrbericht Volvo S90 T8

Ein Auto, drei Meinungen

Volvo S 90 bei rasanter Fahrt
Bild: Zink

Seit seinem Start ist der Volvo S90 ein Geheimtipp in der Oberklasse und will mit eigenständigem Design und gehobener Ausstattung überzeugen. Allerdings wollen die Schweden in Zukunft auf Dieselmotoren verzichten. KRAFTHAND fuhr den Luxusgleiter S90 mit Plug-in-Hybridantrieb. Was drei Redakteure über den Wagen denken, der hier ausgiebig vorgestellt wird, haben sie im folgenden aufgeschrieben.

Redakteur Rudolf Guranti: Mit dem getesteten S90 T8 AWD Twin Engine Benziner fühlte ich mich stets ausreichend motorisiert und war auch mit dem 2,1 Tonnen schweren Wagen einigermaßen sparsam unterwegs (Testverbrauch laut Bordcomputer rund 8,2 l/100 km). Zusammen mit den guten Komforteigenschaften ließen sich sowohl lange Autobahnstrecken als auch kurze Überland- und Stadtfahrten entspannt zurücklegen. Das Raumangebot und die Kofferraumgröße gehen in Ordnung, von einer 4,96 m langen Limousine würde ich mir aber ein noch etwas großzügigeres Raumgefühl erwarten.

Das moderne Bedienkonzept, das aus einem neun Zoll großen Zentralbildschirm besteht, der wie ein Smartphone bedient wird, besitzt zwar einen gigantischen Funktionsumfang, erforderte aber Eingewöhnung und lenkte mich auch stark vom Verkehr ab. Hier hätte Volvo gut daran getan, zumindest alternativ ein etwas weniger komplexes Konzept anzubieten, das auch eher konservativ eingestellte Kunden anspricht.
Volvo verlangt für den S90 T8 Inscription mit R-Design zwar 72.940 Euro, die Serienausstattung fällt dafür aber sehr umfangreich aus. Unser Testwagen kam inklusive optionaler Zusatzausstattung auf den stolzen Preis von 93.680 Euro. Und dafür müsste ich schon sehr lange stricken.

Redakteur Benjamin Schleich: Da stand er nun, unser Testschwede. Ausgestattet mit so ziemlich allem, was es an Fahrerassistenzsystemen und Helferlein in der Liste der Serien- und Sonderausstattung der Nordmänner gibt. Mit fast fünf Metern Länge und einer Breite von gut zwei Metern erfüllt er nicht gerade die Spezifikationen eines Kleinwagens. Etwas enttäuscht haben die Spaltmaße rundherum. Nennen sie mich ruhig pedantisch, aber bei einem Fahrzeug, das weit jenseits meiner Gehaltsklasse liegt, erwarte ich einfach, dass es sorgfältig zusammengebaut ist.

Das Fahrwerk ist je nach Fahrmodus komfortabel bis sportlich, wobei immer genug Feedback am Popometer des Fahrers ankommt. Vor allem wenn man es einmal auf leeren Landstraßen fliegen lässt, ist der über zwei Tonnen schwere Schwede im Sportmodus super agil, hängt erstklassig am Gas und lässt sich präzise auf der Straße platzieren.

Der 2-l-Vierzylinder mit Turbo und Kompressor leistet satte 235 kW (320 PS) und in Verbindung mit dem 65 kW (87 PS) starken Elektromotor an der Hinterachse ergibt sich so eine beeindruckende Systemleistung von 300 kW (407 PS). Bekanntlich liegen die Leistungen beider Triebwerke wohl niemals gleichzeitig an, aber bei einer Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h in 4,8 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h kann man durchaus von mehr als ausreichender Motorisierung sprechen. Alles in allem ein sehr schönes Auto.

Redakteur Florian Zink: Schon beim Einsteigen ist einem klar, das muss Volvos Oberklasselimousine sein. Ein Kristallschalthebel, Leder sogar auf dem Armaturenbrett, edle Holzintarsien und Konzertatmosphäre von Bowers und Wilkins. Die Sitze mit Massagefunktion waren dabei fast schon Nebensache. Bei sanftem Druck aufs Gaspedal wird einem aber auch schnell klar, dass es bei diesem Fahrzeug noch eine zweite Attraktion gibt: den Antrieb. Gas geben ist in diesem Zusammenhang sogar eher eine grobe Untertreibung. Das doch recht schwere Gefährt katapultiert seine über zwei Tonnen mit einer beeindruckenden Leichtigkeit nach vorne.

Je nach Geschmack lässt sich mit der Limousine von 30 km/h bis zu den abgeregelten 250 km/h so ziemlich jede Geschwindigkeit als angenehm empfinden. Maßgeblich tragen das Fahrwerk und vor allem die Bremsen zu diesem Gefühl bei. Selbst bei Höchstgeschwindigkeit darf man die Bremse nur antippen, um nicht wie ein Affe in den Gurten zu hängen.

Über den Hybridantrieb lasse ich mich an dieser Stelle nicht aus, zu oft haben wir das Thema Reichweite im Zusammenhang mit Fahrzeugen, die schwer und schnell sind, schon gehabt. Nur so viel: Wer bei 407 PS Systemleistung Vernunft erwartet, dem ist nicht mehr zu helfen. Aber bitte nicht falsch verstehen, der Volvo S90 ist ein sehr gelungenes Fahrzeug. Es ist für alle geeignet, die das Luxusproblem haben, nicht auch einen A8, eine S-Klasse oder eine 7er-Reihe wie der Nachbar fahren zu wollen.

 

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