Titelbild KRAFTHAND 9-10/2021
Ausgabe:

9-10/2021

Erscheinungstermin:13. Mai 2021
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Editorial

Gute Nachrichten

Totgesagte leben länger. Ein zwar abgedroschener, doch wahrer Spruch, der derzeit gut auf die deutschen Fahrzeughersteller passt. Denn dafür, dass viele Experten den hiesigen Autobauern angesichts des verschlafenen Einstiegs in die E-Mobilität eine düstere Zukunft voraussagten, gibt es gerade ziemlich viele gute Nachrichten – von und für die heimischen Autobauer.

Beispielsweise vermeldet Daimler trotz Coronakrise einen um 50 Prozent höheren operativen Gewinn für 2020 und BMW für das erste Quartal sogar einen fünffach höheren Gewinn vor Steuern im Vergleich zum Vorjahresquartal. Oder Porsche lässt aufgrund seiner wirtschaftlichen Situation jedem Mitarbeiter über 7.000 Euro Prämie zukommen. Dem VW-Konzern scheint zudem der Umstieg in die E-Mobilität gut und schnell zu gelingen. So hat der Audi e-tron im E-Mobilität-Vorzeigeland Norwegen Teslas Model 3 vom Thron der meistverkauften Stromer gestoßen. Und der ID3 ist laut www.kraftfahrt-berichter.de zumindest im Norden Deutschlands trotz einer erst spät im Jahr 2020 erfolgten Markteinführung noch auf Rang drei in der Zulassungsstatistik vorgefahren.

Technisch setzen die hiesigen Autobauer ebenfalls Akzente. So überflügelt die Luxuslimousine EQS von Mercedes-Benz mit über 700 km Reichweite (basierend auf WLTP) deutlich Teslas bisherigen E-Reichweiten-Spitzenreiter Model S mit 663 km. Auf politischer Ebene läuft es auch ganz gut: Das im Raum gestandene Quasiverbot für den Verbrenner aufgrund sehr strenger Euro-7-Grenzwerte ist vom Tisch. Die EU hat diese nicht so extrem heruntergeschraubt wie befürchtet. Damit lässt sich ohne große Entwicklungskosten in den nächsten Jahren weiterhin gutes und für den Umstieg notwendiges Geld mit konventionellen und Hybridautos verdienen. Tesla kann das nicht.

Gute Voraussetzungen also für eine (Aufhol-)Jagd nach der Spitzenposition beim Bauen von E-Autos. Zumal dem amerikanischen E-Autopionier einiges zur Massentauglichkeit fehlt. So kann selbst Elon Musk, der das Unternehmen quasi in Alleinherrschaft führt und fantastisch vermarktet, nicht dauerhaft über die schmale, wenig variantenreiche Modellpalette und die Schwächen im Service (z. B. Ersatzteilverfügbarkeit, wenige Stützpunkte) hinwegtäuschen. Aber diese Parameter entscheiden auch über den Erfolg.

Denn wie besagt ein Sprichwort der Kfz-Branche? Das erste Auto wird über das Marketing/den Verkauf an den Mann gebracht, das zweite über einen guten Wartungs- und Reparaturservice.

torsten.schmidt@krafthand-medien.de

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