Titelbild Krafthand 6/2023
Ausgabe:

6/2023

Erscheinungstermin:23. März 2023
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Editorial

Zu früh genörgelt

Es ist gekommen, wie viele voraussagten. Der Absatz von Autos mit Elektroantrieb ist Anfang des Jahres eingebrochen. Entsprechend fiel die Kritik seitens des Verbands der Automobilindustrie (VDA), des Verbands des Autoimporteure (VDIK) und des ZDK aus. Mit den nun niedrigeren Förderungen hat die Bundesregierung „der E-Mobilität einen Bärendienst erwiesen“, sagte etwa ZDK-Vizepräsident und Sprecher des Fabrikatshandels Thomas Peckruhn. Aus seiner Sicht und der der Autobauer war diese Kritik (nur im ersten Moment) nachvollziehbar, man erwartet sie von Interessenvertretern sogar.

Ziel, Maß und Fakten sollten dabei dennoch nicht auf der Strecke bleiben, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Selbst wenn nicht vorhersehbar war, dass schon nach zwei Monaten (Januar/Februar zusammengenommen) die KBA-Zulassungszahlen reiner Elektro-Pkw (BEV) mit 50.611 über denen (49.198) des vergleichbaren Vorjahreszeitraums liegen würden: Jeder in der Branche wusste doch, dass der Rückgang zum Jahresanfang auch auf vorgezogene Bestellungen Ende 2022 zurückgeht, da viele die üppigen Prämien noch mitnehmen wollten. Die Aufregung war aber nicht nur deshalb übertrieben. Denn perspektivisch ist damit zu rechnen, dass sich die Kaufpreise von Verbrennern und reinen E-Autos sowieso annähern.

Wie lange also hätten E-Autos und erst recht die ineffizienten Hybridmodelle noch über Gebühr gefördert werden sollen? Diese Frage stelle ich auch vor dem Aspekt, dass wer auf der einen Seite für Technologieoffenheit wirbt, wie die genannten Verbände, auf der anderen Seite doch nicht ernst- und glaubhaft fordern kann, einen bestimmten Antrieb durch langandauernde üppige Förderungen zu bevorteilen. Zumal hinter den Kürzungen sicher auch Kalkül der Politik steckt. Denn bleibt es bei dem aktuell noch heiß diskutierten, faktisch beschlossenen Verbrenneraus für 2035 (ab dann dürfen neue Autos kein CO2 emittieren), werden Neuwagenkäufer in den nächsten Jahren eh auf ein E-Fahrzeug zurückgreifen (müssen) – auch ohne Förderung und sicher oft vor besagtem Datum.

Aus meiner Sicht war die Reaktion des Kfz-Gewerbes deshalb übertrieben. Angebracht wäre sie erst dann, wenn der gesamte Autoabsatz wegen der fehlenden Subventionierung einbrechen würde. Außerdem: Würden anstelle von E-Autos (wieder) mehr wartungsintensivere Verbrenner verkauft, weiß ich nicht, wo Händler dann das Problem sehen. Die über 20.000 freien Werkstätten haben damit sowieso keins.

torsten.schmidt@krafthand-medien.de

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