Oldtimer

Unrunder Leerlauf

Neulich kam ein Stammkunde mit seinem Pkw in unsere Werkstatt und beschwerte sich über starkes Schütteln des Antriebsaggregats nach dem Start. Der moderne Einspritzmotor war mit seiner K-Jetronic bestückt, die uns bisher bei Reparaturen und Instandsetzungen wenig Sorge bereitet hatte. Diese sollte mit vorliegendem Fall anders werden.

Zu Ende denken, ZED
Bild: Krafthand

Wir gingen nun daran, das Kraftstoffsystem auf Undichtigkeiten zu untersuchen und vorerst das Startventil zu überprüfen. Für uns stand nämlich von Anfang an fest, daß nur die Einspritzanlage Verursacher für die Störung sein konnte. Diese Arbeiten hatten aber keinen Erfolg. So konzentrierten wir uns auf die Kontrolle der Stauscheibe, überprüften die Einspritzdüsen, den Steuerdruck und die Leerlaufeinstellung, kamen aber der Sache nicht auf den Grund, denn der Motor schüttelte in der Warmlaufphase eifrig weiter.

Nun war guter Rat teuer, und wir waren schon nahe daran, wie zu ,Großvaters Zeiten‘ die einzelnen Ag­gregate zu tauschen und immer wieder Zwischenprüfungen durchzuführen, um auf diesem etwas umständlichen Wege den Fehler zu entdecken. Daran gehindert wurden wir nur von unserem Annahmemeister, der erst vor kurzem einen Lehrgang über diese Einspritzanlage beim ­Automobilhersteller besucht hatte und von den Testmethoden restlos überzeugt war.

 

Ein zweites Mal machten wir einen Programmtest für das ganze Einspritzsystem, konnten aber nur feststellen, daß dieses in Ordnung war. Nun entwickelte sich in der Werkstatt eine große Diskussion; dabei wurde auch erwähnt, daß es nicht unbedingt das Einspritzsystem sein muß, wenn der Motor in der Warmlaufphase stark schüttelt. So sollte es dann auch sein. Zwar kamen wir auch erst nach längerem Suchen hinter die Ursache, nachdem wir die Zündanlage, die Steuerzeiten und die Kompression des Motors getestet hatten.

Es war eine defekte Dichtung am Saugrohr, die den Motor falsch Luft ziehen ließ. Die Kleinigkeit hatten wir schnell behoben, sie brachte uns die Lehre, daß es nicht nur die anspruchsvolle Technik ist, die Sorgen bereiten kann.

Dieses Kapitel ist in folgendem Fachbuch erschienen:

Zu Ende denken… Klassik

2. Auflage 2020, von Georg Blenk, 172 Seiten, 40 Abbildungen/Grafiken/Tabellen, 18,64 € Netto

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Das war ein Zu-Ende-denken-Fall – einer von vielen kniffligen Fällen aus dem Werkstattalltag.

Interessante Problemfälle gibt es sicher auch bei Ihnen. Schreiben Sie an torsten.schmidt@krafthand-medien.de oder rufen Sie an unter 08247 3007-72.

Jede veröffentlichte Einsendung wird mit 100 Euro honoriert.

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