
Plusschluss einer CAN-Leitung am Beispiel einer Mercedes C-Klasse ‚W204’
Wenn der Innenraum-CAN der C-Klasse durch einen Plusschluss lahmgelegt wird, steht die gesamte Komfortelektronik still. Wie sich der Fehler mit Spannungsmessung, Oszilloskop und systematischem Abstecken der Potenzialverteiler präzise eingrenzen lässt.

In der aktuellen C-Klasse ist auch der Innenraum-CAN als High-Speed-Bus ausgeführt. Allerdings arbeitet dieser mit einer Datenübertragungsrate von 125 kBit/s. Die Signale und ihre Spannungspegel entsprechen allerdings den Vorgaben für den High-Speed-CAN. Liegt ein Plusschluss dieses Innenraum-CANs vor, sollte das System nicht mehr arbeiten. Es kommt zu einem Totalausfall der Komfortelektronik. Wird das System mit dem Fahrzeugsystemtester ausgelesen, werden viele Steuergeräte aufgelistet, die nicht erreichbar sind. Wie man aus der Systemübersicht entnehmen kann, gibt es für den Innenraum-CAN zwei Verteilerknoten, die Potenzialverteiler X30/32 und X30/33. Diese befinden sich im Fußraum des Fahrers beziehungsweise des Beifahrers.
Um festzustellen, welcher Fehler im System vorliegt, wird eine Spannungsmessung auf einem der Potenzialverteiler durchgeführt. Bei einer Multimetermessung misst man – aufgrund der Tatsache, dass beide CAN-Leitungen über einem Widerstand von 60 Ω miteinander verbunden sind – sowohl auf der CAN-H- als auch auf der CAN-L-Leitung ungefähr 12 V beziehungsweise 5 V. Der Plusschluss wird auf der Leitung liegen, auf der die höhere Spannung gegen Masse gemessen wird. Auch mit einem Oszilloskop lässt sich der Fehler eindeutig bestimmen.
Beide Kanäle zeigen bei der Messung mit dem Oszilloskop eine konstante Spannung an, auf der Sendeversuche der Steuergeräte erkennbar sein können. Auch hier wird der Kanal den Plusschluss zeigen, bei dem die Spannung höher ist. Da bei diesem Fahrzeug immer beide CAN-Leitungen eines Steuergeräts über den Stecker auf den Potenzialverteiler gesteckt sind, werden durch Ziehen des Steckers automatisch immer auch beide CAN-Leitungen eines Steuergeräts vom Verteilerknoten entfernt. Nun wird wieder so lange an dem ersten Potenzialverteiler ein Stecker nach dem anderen abgezogen bis wieder CAN-Signale auf diesem Potenzialverteiler messbar sind.
Wichtig ist es, einen abgezogenen Stecker immer wieder auf den Potenzialverteiler zurückzustecken, falls kein CAN-Signal gemessen werden kann. Sobald wieder Signale angezeigt werden, muss auch am zweiten Potenzialverteiler die Spannung gemessen werden. Sind hier Signale vorhanden, wurde der richtige Stecker am ersten Verteiler gezogen. Werden keine CAN-Signale angezeigt, muss die Strategie an diesem Verteiler fortgeführt werden, da am ersten Verteiler die Verbindung zwischen den beiden Verteilern abgezogen wurde.
Fehlerdiagnose an vernetzten Systemen – Grundlagen, Diagnose, Wartung
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Sobald ein Stecker eindeutig als Fehlerquelle bestimmt wurde, zeigt der Tester nach dem Auslesen der Fehlerspeicher ein Steuergerät an, zu dem keine Kommunikation mehr besteht. Der genaue Fehlerort wird wiederum dadurch bestimmt, dass am Steuergerät der Stecker abgezogen und der Stecker am Potenzialverteiler wieder auf diesen gesteckt wird. Können CAN-Signale auf einem Potenzialverteiler gemessen werden, muss das Steuergerät getauscht werden, sind keine Signale messbar, liegt ein Plusschluss auf einer der CAN-Leitungen vor. Sobald der Fehler behoben wurde, werden die Fehlerspeicher gelöscht und erneut ausgelesen.
















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