Hausmessen

Nachgehakt

Ende vergangenen Jahres bilanzierten wir in der Ausgabe 22/2015 den Messeherbst mit kritischen Fragen. Hintergrund dafür war der zunehmende Eventcharakter der Großhandelsmessen. Wir wollten daher von unseren KRAFTHAND-Lesern wissen, wie die Werkstattbesucher zu diesem Thema stehen und ob nicht allmählich ein gewisser Sättigungsgrad erreicht ist.

Messestand

Immer höhere Messerabatte, immer wertigere Geschenke, immer aufwendigere Rahmenprogramme und gigantische Abendveranstaltungen sollen mehr Besucher zu den Veranstaltungen der Großhändler locken. Oftmals zu Lasten der Lieferanten, die sich auf den Hausmessen präsentieren und die Aufwendungen bezahlen müssen, wie uns zahlreiche Unternehmen berichtet haben. Dazu kommt die seit Jahren steigende Zahl an unterschiedlichen Veranstaltungen. Zwei, drei, manchmal sogar vier Hausmessen an einem Wochenende quer durch Deutschland verteilt sind keine Seltenheit. Auch das bringt viele Aussteller finanziell und kapazitiv an ihre Grenzen.

Das alles war und ist keine pauschale Kritik am veranstaltenden Großhandel. Denn der Wettbewerb im Markt wird härter und wir können nachvollziehen, dass jeder Händler alles versucht, um möglichst viel Investitionskraft auf sich zu ziehen. Unserer Ansicht nach muss das Thema dennoch diskutiert werden

Lesermeinung

Aus diesem Grund haben wir bei den Lesern der KRAFTHAND nachgehakt: Sind die aktuellen Events der Großhändler wirklich das, was sich Werkstattprofis wünschen, oder ist hier inzwischen eine gewisse Sättigung erreicht? Steht die Fachinformation bei den Hausmessen wirklich noch im Mittelpunkt?

Nein, meinen einige Leser, die auf unseren Artikel reagiert haben. So auch Bernd Dittrich, Kfz-Meister und Inhaber einer freien Werkstatt. Er besuche seit gut vier Jahren keine Hausmessen mehr, weil ihm der Zeitaufwand zu groß und der Nutzen zu gering sei. Dafür sei für ihn der Besuch der Automechanika alle zwei Jahre Pflicht. Auf den Großhandelsmessen sind die ausstellenden Firmen vertreten, weil sie müssen. Dies ist oft auch zu spüren, was ich durchaus nachvollziehen kann. Bei der zu absolvierenden Anzahl an Veranstaltungen würde mir auch der Spaß vergehen“, so Dittrich in seinem Schreiben. Bezüglich der lockenden Angebote habe er festgestellt, dass diese oftmals gar nicht so außergewöhnlich wären und entsprechende Konditionen auch so zu erzielen seien.

Auf den Stahlgruber-Leistungsschauen steht die Fachinformation im Vordergrund , so Hubert Seebauer, Leiter Vertriebsunterstützung der Stahlgruber GmbH.

Statement eines Großhändlers

Mit Stahlgruber hat sich auch ein Großhändler zu Wort gemeldet und zum Thema Stellung bezogen. Seit geraumer Zeit führen wir die Stahlgruber-Leistungsschauen für unsere Kunden durch. Selbstverständlich freuen wir uns, wenn diese Veranstaltungen erfolgreich sind und unsere Kunden diese zufrieden verlassen. Der Erfolg entstand aber nicht durch immer höhere Messerabatte, pompöse Geschenke, Rahmen- oder Abendprogramme“, so Hubert Seebauer, Leiter Vertriebsunterstützung und verantwortlich für die Durchführung der Leistungsschauen. Er betont, dass all dies auf den Leistungsschauen nicht zu finden sei, sondern die fachliche und sachliche Information der Kunden im Vordergrund stehe. Auch wir bieten unseren Besuchern ein angenehmes Ambiente, ohne aber die Spirale endlos in die Höhe zu treiben“, so Seebauer. Die Fairness gegenüber den Lieferanten wäre Stahlgruber das höchste Gebot.

Ich besuche seit vier Jahren keine Hausmessen mehr , so Bernd Dittrich, Kfz-Meister und Inhaber einer freien Werkstatt.

In einem persönlichen Gespräch erläuterte Seebauer zudem, warum die Leistungsschauen sich in den letzten Jahren noch stärker etablieren konnten. Denn vorher präsentierte sich Stahlgruber mit seinen Lieferanten auch im Rahmen von unabhängigen Fachmessen. Als Beispiel nannte er die Internationale Handwerksmesse in München. Leider hätte sich jedoch im Laufe der Zeit das Publikum quer durch die vermarkteten Gewerke hinweg zunehmend vermischt und dadurch die Qualität der Gespräche an den Messeständen deutlich abgenommen. Dann gab es Situationen, in denen sich ein vermeintlich interessierter Besucher beispielsweise am Stand eines Werkzeuglieferanten ausführlich informieren hat lassen und am Ende kam heraus, dass er ein begeisternd heimwerkender Bäcker ist“, so Seebauer. Das habe zur Folge, dass Lieferanten immer weniger hinter den Präsentationen auf den unabhängigen Messen standen. Deshalb habe Stahlgruber den Weg der Leistungsschauen verstärkt eingeschlagen, um Lieferanten und Kunden einen effizienten Messerahmen bieten zu können.

Damals hat es allerdings bei Weitem noch nicht die Vielzahl an Großhandelsmessen gegeben. Dass diese Taktung und teilweise Terminüberschneidungen für unsere ausstellenden Unternehmen ein Problem sind, ist uns bewusst“, so Seebauer. Das wäre auch der Grund für die Entscheidung gewesen, die Leistungsschauen auf Frühjahr und Herbst zu splitten, um den Messeherbst damit etwas zu entlasten. Es gab in der Vergangenheit auch schon Bemühungen, Ter mine unter den Veranstaltern besser abzustimmen. Das war jedoch sehr schwierig“, so Seebauer.

Wer steigt zuerst aus?

Die Frage, wohin sich das Messegeschehen entwickeln wird, bleibt. Doch viel schwieriger: Wer traut sich, zuerst aus dieser Spirale auszubrechen und das begleitende Angebot wieder etwas zu reduzieren? Die Reaktionen auf unseren Artikel haben jedenfalls gezeigt, dass sich dies so mancher Entscheider insgeheim wünschen würde. Was denken Sie?

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