Old- & Youngtimer

Mercedes-Benz 124 – sportlich-luxuriös und oben ohne

Die Mercedes-Benz Cabriolets der Baureihe 124 sind begehrte junge Klassiker – dafür gibt es zahlreiche Gründe.

Mercedes-Benz 124 Cabrio
Das Mercedes-Benz Cabriolet der Baureihe 124 entwickelten die Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz und Porsche gemeinsam. Im Bild der 300 CE-24. Bild: Mercedes-Benz

Die gelungene Kombination aus elegantem Cabriolet und dem hohen technischen Niveau der oberen Mittelklasse von Mercedes-Benz war nach der Premiere auf der Frankfurter IAA 1991 ein Garant für den Erfolg des beliebten Viersitzers. Sieben Jahre nach der Präsentation der Limousinen der Baureihe 124 knüpften die Stuttgarter damit nach einer 20-jährigen Pause an eine sportlich-luxuriöse Tradition an: die legendären W 111/W 112 Cabriolets wurden bis 1971 gebaut.

Auf die Cabriolets der Baureihe 124 – ab 1993 E-Klasse Cabriolet genannt – folgen als offene Viersitzer mit Stoffverdeck die CLK-Cabriolets A 208 (1998 bis 2003) und A 209 (2003 bis 2010) sowie die E-Klasse Cabriolets A 207 (2010 bis 2017) und A 238 (seit 2017). Zudem haben im Jahr 2015 jeweils viersitzige Cabriolets Premiere in der S-Klasse (A 217) und im Jahr 2016 in der C-Klasse (A 205).

Passive Sicherheit und Fahrkomfort

Das Cabriolet der späteren E-Klasse basiert auf dem Coupé der Baureihe 124. Rund 1.000 Teile verändern oder konstruieren die Ingenieure völlig neu, um die hohen Anforderungen an passive Sicherheit und Fahrkomfort trotz der wegfallenden Dachstruktur zu erfüllen. Tragende Teile werden aus dickeren oder festeren Blechen gefertigt. Hochbelastete Stellen erhalten nach computergestützten Simulationsberechnungen doppelte Bleche, Knotenbleche oder Streben, etwa an A- und B-Säulen sowie den seitlichen Längsträgern. Der Verdeckkasten ist als quer versteifendes Element ausgeführt und ein Druckgussträger ist mit dem Tunnel der Bodengruppe sowie dem Querträger der Armaturentafel verschraubt. Diagonalstreben vorn (zwischen Vorderachsträger und den beiden äußeren Längsträgern) sowie hinten (zwischen der Reserveradmulde und den äußeren Längsträgern) steigern die Verwindungssteifigkeit.

Zusätzlich kommen vier 26 kg schwere Schwingungstilger an neuralgischen Punkten zum Einsatz, um den Fahrkomfort zu optimieren: auf dem Dom des vorderen linken Federbeins, im Dachrahmen und in den hinteren Kofferraummulden. Das US-Magazin „Road & Track“ würdigt in Ausgabe 7/1994 in einem Vergleich die Qualitäten des E 320 Cabriolet: „Ein guter Teil des Preisunterschieds ist in der Fahrzeugkonstruktion begründet. Es ist mit geöffnetem Verdeck merklich leiser als die beiden anderen. Unregelmäßigkeiten im Straßenbelag werden von der Federung registriert und dem Fahrer auf subtile Weise mitgeteilt, ohne die Gelassenheit zu verlieren. Auf der Autobahn ist der E 320 fast so leise wie seine Geschwister als Coupé und Limousine, dank der außergewöhnlich soliden Karosseriestruktur und der exzellenten Passgenauigkeit des Verdecks.“

Auch in der passiven Sicherheit steckt Mercedes-Know-how: Bei Frontal-, Heck- und Seitenaufprall erfüllen die Cabriolets die Standards von Limousine, T-Modell und Coupé. Um den Passagieren adäquate Sicherheit zu bieten, sind die A-Säulen mit innen liegenden Profilblechen zu einer Einheit verschweißt. Und hinter den Rücksitzen wird ein neu entwickelter linear arbeitender Überrollbügel eingebaut, dessen Oberseite die Form von zwei einzelnen Kopfstützen hat. Der Bügel fährt innerhalb von 0,3 s auf einer leicht gekrümmten Laufbahn nach oben aus, wenn die Fahrzeugsensoren einen drohenden Überschlag erkennen.

Zu hohem Fahrkomfort trägt auch das vollversenkbare Stoffverdeck bei. Die 43 kg schwere, hochpräzise Konstruktion besteht aus 27 Gestängeteilen und 34 Gelenken. Zusammengeklappt hat sie ein Volumen von nur 80 Litern. Das Verdeck ist durch eine 20 mm dicke Schicht aus Faservlies zwischen dem äußeren Bezug und dem inneren Verdeckhimmel isoliert. Zudem ist die Außenhaut fest mit den vorderen und mittleren Spriegeln verbunden, um ein Aufblähen zu vermeiden. So herrscht bei geschlossenem Dach ein Fahrgefühl fast wie im Coupé. Die heizbare Heckscheibe aus Sicherheitsglas ist durch einen Doppelrahmen bündig mit der Außenhaut verbunden und bietet verzerrungsfreie Sicht nach hinten. Als komfortable Sonderausstattung gibt es eine elektrohydraulische Verdeckbetätigung.

1991 hat das 300 CE-24 Cabriolet mit 3-l-Reihensechszylindermotor und 162 kW (220 PS) Premiere. Bereits 1993 erfährt es eine Modellpflege, die sich etwa mit „Plakettenkühler“, vorderen Blinkleuchten mit farblosen Deckgläsern und den in der Farbe der Anbauteile lackierten Stoßfängerschutzleisten bemerkbar macht. Fahrerairbag sowie elektrisch verstellbare Außenspiegel links und rechts sind nun serienmäßig, Zentralverriegelung und Fünfganggetriebe gehören bereits vorher zur Serienausstattung des offenen Viersitzers, der künftig als Mercedes-Benz E-Klasse Cabriolet firmiert.

Das Modellprogramm umfasst nun vier Varianten mit jeweils zwei Vier- und Sechszylindermotoren. Das E 200 Cabriolet (100 kW/136 PS) wird bis 1994 nur für den Export gebaut. Eigentliches Einstiegsmodell ist damit 1993 das E 220 Cabriolet (110 kW/150 PS). Nachfolger des 300 CE-24 Cabriolet wird das E 320 Cabriolet (162 kW/220 PS), und neues Topmodell ist das E 36 AMG Cabriolet (200 kW/272 PS). Insgesamt entstehen bis Juli 1997 33.952 Cabriolets der Baureihe 124. Die meisten Kunden (18.572) entscheiden sich für einen Sechszylindermotor.

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