Kommentar: Honda HRC Rally Team, Rally-Dakar – Technik ist nicht alles

Denkbar schlechte Bedingungen. Hier: Paolo Goncalves in der Salzwüste. Bild: Honda

Das Honda HRC Rally Team ist bei der Rally-Dakar 2015 angetreten um zu gewinnen. Nun machte mit Joan Barreda einem Top-Fahrer die Technik einen Strich durch die Rechnung. Doch allein der Start der 8. Etappe von Uyuni nach Iquique war umstritten. Bei 3°C und heftigen Windböen ging es auf 3.800m Höhe auf die 784 km lange Etappe. Viele Motorradfahrer protestierten bereits im Vorfeld aufgrund der Fahrt durch eine überflutete Salzwüste.

Ein Rally-Motorrad muss bei der Rally-Dakar leistungsstark, perfekt im Handling und vor allem zuverlässig sein. Honda brachte mit der neuen CRF 450 Rally wohl die beste aber auch die technisch aufwändigste Maschine an den Start. Das KTM-Werksteam bringt die meiste Erfahrung mit. Bereits 13 Dakar-Siege kann man für sich verbuchen. Und mit Marc Coma ging ein erfahrener und mehrfach erfolgreicher Haudegen ins Rennen. DieKTM 450 Rally scheint ausgereift.

Elektrikschaden bei Barreda
Nun passierte das, was wohl passieren musste. Joan Barreda (in der Gesamtwertung nach Etappe 7 in Führung liegend) hatte bereits nach wenigen Kilometern in der nassen Salzwüste erhebliche technische Probleme. Bei Tankstopp 1 (km 124) sprang die Honda gar nicht mehr an. Das Salz hatte der Elektrik so zugesetzt, das an eine problemlose Weiterfahrt nicht mehr zu denken war. Nur mit Hilfe des Teamkollegen Jeremias Israel schaffte ‚Bang Bang‘ Barreda es bis ins Ziel nach Iquique – mit ganzen 4.25.43 Stunden Verspätung. Der Dakar-Sieg war dahin!

Anfällige Technik
Nun konnte man spekulieren ob der Fehler vom Autausch des Lenkers nach der zurückliegenden Marathon-Etappe herrührte (Barreda fuhr 120 km mit nur einer Hand ins Ziel!) oder ob es beispielsweise der Einsatz der Gas-by-Wire-Technologie war um einige hundert Gramm Gewicht einzusparen. Eine Elektronikkonsole inklusive Kabelanschluss am Gasgriff ist anfälliger als ein klassicher Seilzug, der in den KTM-Werksmaschinen verbaut ist. Eine komplexe elektronische Motorsteuerung inklusive Einspritzanlage kommt hinzu.

Bewährtes setzt sich durch
Am Ende ist man sicher klüger. Vielleicht setzt man bei der Dakar 2016 auf bewährte und robustere Technik. Ich denke es ist allenthalben bekannt, das Honda schnelle Motorräder bauen kann – mit oder ohne Gas-by-Wire. Was sich bei der MotoGP wunderbar bewährt hat, muss bei der härtesten Rallye der Welt noch lange nicht funktionieren. Man betrachte dazu die sensationellen Erfolge von Marc Márquez in der Königsklasse – eben der MotoGP.

Die Verantwortung der A.S.O.
Was man den Organisatoren der A.S.O. vorwerfen kann ist der unsensible Umgang mit den Gegebenheiten. Eine Verkürzung der Speciale oder eine Streckenänderungen bei diesen Wetterbedingungen im puren Salz wäre besonders im Sinne der zahlreichen Amateurfahrer und der Sicherheit angebracht gewesen. Am Ende des Tages dürften die teuer aufgebauten Rallymaschinen auf dem Schrott landen, was die finanziell bestens ausgestatteten Werksteams weniger stören dürfte.

Goncalves mit Siegchancen

Nichts desto trotz ist Paolo ‚Speedy‘ Goncalves vom Honda HRC Rally Team noch stark im Rennen. Mit 9.11 Minuten Rückstand auf Marc Coma (KTM) hat er durchaus noch Siegchancen. In der Hoffnung das das Kabel des ‚Gaszuges‘ nicht reisst drücke ich Ihm beide Daumen !

Das Video zur 8. Etappe finden Sie hier.

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