
Heißer Wind auf deutschen Straßen
Mitte der 1970er Jahre hatte VW den Scirocco der ersten Generation eigentlich als Coupé für den Golf gedacht. Doch das kantige Leichtgewicht entpuppte sich als attraktive Sportwagen-Alternative für den kleinen Mann.

Es gab eine Zeit, da wurden ein paar PS mehr ganz unverhohlen als zusätzlicher Testosteron-Schub eingesetzt. Mitte der 1970er Jahre spielten sich die jungen Draufgänger hinterm Steuer ihrer Opel Manta und Ford Capri vor der Disco gern auf. Nach und nach schlich sich auch der Scirocco in diesen Kreis und war daraus fortan nicht mehr zu verdrängen.
Dabei hatte VW ganz anderes im Sinn gehabt und arbeitete intensiv an einem frischen Wind auf Deutschlands Straßen. Der Golf war in Arbeit und für das schicke Karman Ghia Coupé suchte man einen Nachfolger. Technisch stellte der Autobauer dafür alles auf den Kopf: Front- statt Heckmotor, wasser- statt luftgekühlt. Und Designer Giorgio Giugiaro erteilte den aus Wolfsburg gewohnten runden Formen eine Abfuhr. Weil der Golf schon eine eckige Kiste werden würde, gab VW noch ein Coupé in Auftrag, das auch gleich die Frage nach dem Karman-Nachfolger beantworten sollte.
Ob die Käufer so viel Neues verkraften?
Vorsichtshalber präsentierte VW im März 1974 den Scirocco einige Wochen vor dem Golf. Man wollte wissen, wie die Öffentlichkeit auf ihn reagiert. Das Ergebnis: Der Golf kann kommen, denn der Scirocco wurde warmherzig aufgenommen. An ihm gab es ja auch nichts auszusetzen: Die leicht keilförmige, eckige Karosserie wirkte modern, der zahnriemengesteuerte Reihenvierzylinder unter der Haube solide. Den gab es in drei Varianten – von 1.1 Liter mit 50 PS (37 kW) bis 1.5 Liter mit 85 PS (63 kW). Die stärkste Version hob sich mit runden Doppelscheinwerfern statt den Rechteckscheinwerfern auch optisch ab.
Die Geburtsstunde des GTI
In den Kreis der heißen Kisten stieg der Scirocco endgültig im Juni 1976 auf. VW hatte den Motor auf 1.6 Liter vergrößert, etwas überarbeitet und eine K-Jetronic-Einspritzung von Bosch eingebaut. Es war die Geburtsstunde des GTI: Im 800 Kilogramm leichten Coupé sorgten die 110 PS (81 kW) für ordentlich Betrieb. Er sprintete in 8,8 Sekunden auf 100 km/h, die Spitzengeschwindigkeit betrug 188 km/h. Und das alles für nur 16.125 D-Mark.
Ein Jahr später gönnte VW seinem Coupé ein leichtes Facelift mit um die Ecke gezogenen Stoßfängern aus schwarzem Kunststoff und größeren Blinkern. Zudem gab es ein verstärktes Fahrwerk, ein Fünf-Gang-Getriebe für die stärkeren Motoren und eine Hohlraumversiegelung. Bis zum Produktionsende 1981 wurden 504.153 Fahrzeuge verkauft.
Die Fertigung ging nahtlos mit der zweiten Generation weiter – mit leicht veränderter Karossiere, weiteren technischen Verbesserungen und einer Vielzahl von Motorvarianten. Bis zum Produktionsende 1992 fanden weitere 290.000 Fahrzeuge einen Besitzer. Daraufhin legte VW eine 16-jährige Pause ein, um 2008 dann doch die dritte Generation aufzulegen. Der neue Scirocco hatte mit dem Ur-Modell außer der Grundidee aber nicht mehr viel gemeinsam, verkaufte sich bis 2017 trotzdem über 270.000 Mal.
Exklusive Einblicke
Die Experten der zentralen GTÜ-Klassikabteilung haben die Expertise für Klassiker aller Art und kennen die spannenden Aspekte jeder Historie. Krafthand veröffentlicht in loser Folge exklusive Einblicke in die umfangreiche Datenbank der Sachverständigenorganisation.









Der attraktive Sportwagen für den kleinen Mann.
Hammm….
Wer ist da der kleine Mann??????????????????