Künstliche Intelligenz in der Fahrzeugbewertung

„Der Knackpunkt liegt nicht darin, eine Delle zu erkennen“

Auszüge aus dem KRAFTHAND-Podcast mit dem Dekra-Experten Bernd Grüninger, der über die Zukunft von Schadengutachten vor dem Hintergrund des Einzugs künstlicher Intelligenz (KI) und die Herausforderungen der Bewertung von E-Autos spricht.

Künstliche Intelligenz vs. Mensch – Kann KI den (Schaden-)Gutachter für die Fahrzeugbewertung ersetzen? Unter diesem Motto stand ein Podcast mit dem Dekra-Experten Bernd Grüninger. Im Bild ein Fahrzeugscanner, wie ihn Dekra in der Erprobung hat. Bilder: Dekra

Auch wenn Schadengutachter im Zuge der Digitalisierung die analoge Kamera und das Klemmbrett gegen ein Tablet getauscht haben: Viel verändert hat sich auf diesem Gebiet seit Jahrzehnten nicht. Nach wie vor begutachtet, fotografiert und protokolliert der Gutachter vor Ort.

Doch geht es nach diversen Unternehmen, die an Bilderkennungsprogrammen und KI für die Erstellung von Schadengutachten arbeiten, wird sich die Bewertung von Unfallfahrzeugen und Gebrauchtwagen stark verändern. Teils wird sogar suggeriert, Gutachter würden überflüssig. Ein Bild, das Bernd Grüninger, Bereichsleiter Gutachten und Mitglied der Geschäftsleitung Dekra Automobil, im Podcast mit KRAFTHAND geraderückt. Natürlich wird KI den Gutachtern gewisse Arbeitsschritte abnehmen, aber ersetzen lassen sie sich damit noch lange nicht, so seine Meinung.

Im Podcast erklärt er das am Beispiel der automatischen Bilderkennung: „Bei einfachen Schäden oder leichten Dellen am Kotflügel funktioniert das schon ziemlich gut. Habe ich aber einen Unfallschaden im Bereich der Fahrzeugfront oder des Hecks mit deformierbaren Teilen – also einen Kunststoffstoßfänger, der sich zuerst deformiert und dann zurückspringt – kommt man mit KI und automatischer Bilderkennung schnell an Grenzen.“

Das gelte auch für Fahrzeugscanner, die über mehrere Kameras verfügen und durch die ein Auto ähnlich wie durch eine Waschanlage gefahren wird. Dekra hat einen solchen Scanner in seinem Ausbildungszentrum in Warth, um zu testen, wie leistungsfähig diese Technologie ist. Stand heute: Sie eignet sich wohl eher beim Gebrauchtwagenmanagement, also zur Bewertung etwa von Leasingrückläufern, als für das Begutachten von Hagelschäden.

Der Knackpunkt liegt dem Experten zufolge in der Bewertung. So erkenne der Scanner eher mehr Dellen als zu wenige. Warum das so ist, führt er im Podcast näher aus. Das sei aber nicht der einzige Casus knacksus: Im Grunde hapert es bei der KI noch an der für eine Restwertermittlung wichtigen Beurteilung des Gesamtzustands eines Fahrzeugs. Dafür braucht es einfach menschliche Intelligenz und Präsenz vor Ort. Spannend wird es dann im Podcast auch, wenn es um die Kosten für solche Technologien geht und wie wenig Zeit etwa ein Gutachter benötigt, um einen Hagelschaden aufzunehmen.

 

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