Ausblick 2017 – was wird die Branche bewegen?

Auf der Automechanika in Frankfurt skizzierte Zeichner Christian Ridder die Zukunft der Kfz-Branche. Im Verlauf der Messe ergaben die Stimmen der Besucher ein anschauliches Bild, welche Themen im Werkstattalltag an Bedeutung gewinnen werden.

Die ersten Januarwochen sind traditionell ein guter Anlass, um auf die Entwicklungen der kommenden Monate und Jahre zu blicken und einige Prognosen zu wagen. KRAFTHAND hat in seiner aktuellen Ausgabe einige Stimmen aus der Branche eingefangen.

Digitale Transformation der gesamten Branche
Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA):
Das Jahr 2017 wird für die deutsche Automobilindustrie fordernd und herausfordernd. Zahlreiche neue Elektromodelle kommen auf den Markt, gleichzeitig schreitet die digitale Transformation der gesamten Branche voran. Das Auto der Zukunft wird vernetzt und automatisiert sein, und es wird zunehmend über alternative Antriebe verfügen. Die deutsche Automobilindustrie, die weltweit über eine gute Marktposition verfügt, hat das Ziel, auch auf diesen Innovationsfeldern ganz vorn mit dabei zu sein. Dafür investiert sie mehr als 30 Milliarden Euro jährlich. Erfreulich: Der Welt-Pkw-Markt wächst auch in 2017.

Leicht wachsender Reparaturmarkt
Thomas Fischer, Vorstand VREI e.V.:
In einem wirtschaftlich positiven Marktumfeld mit steigenden verfügbaren Haushaltseinkommen und günstigen Kraftstoffpreisen rechnen wir weiterhin mit einem stabilen, leicht wachsenden Service- und Reparaturmarkt. Dafür spricht auch das zunehmende Fahrzeugalter. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Freien Marktes in Zeiten zunehmender Fahrzeugvernetzung und die Auswirkungen von Marktkonzentration und Digitalisierung im Ersatzteilmarkt, sind genauso Eckpfeiler unserer Arbeit in 2017 wie die internationalere Ausrichtung des VREI e.V. und die Koordination der verschiedenen Brancheninitiativen.

Nicht im Papierzeitalter stehen bleiben
Thomas Vollmar, Geschäftsführer der Carat: 2017 werden wir uns weiter damit beschäftigen, unseren Partnern besonders hochwertige Teile zu hervorragenden Konditionen zu bieten. Vor allem gilt das für unsere Eigenmarke Corexx, deren Sortiment wir sukzessive erweitern. Im kommenden Jahr feiern wir unser 20-jähriges Firmenjubiläum. Nach dieser sehr erfolgreichen Zeit müssen wir uns neuen Herausforderungen stellen, allen voran der Digitalisierung. Wir wollen fit sein für diesen Prozess, der nicht allein unsere Branche beschäftigt. Wenn Autos mehr und mehr zu Computern auf Rädern werden, können Werkstatt und Handel nicht im Papierzeitalter stehen bleiben.

Werkstatt 4.0
Dr. Holger Hättich, Leiter Marketing & Produktmanagement bei Stahlgruber: Neben dem Investitionsbedarf in neue Werkstattausrüstung, um weiterhin Inspektionen nach Herstellervorgaben und die HU durchführen zu können, sehen wir den digitalen Wandel in der Kfz-Werkstatt als große Herausforderung – aber zugleich auch als Chance. Wir fassen das unter dem Begriff Werkstatt 4.0 zusammen. Nach den Herausforderungen, die die Mechanik (Werkstatt 1.0), die Elektrik (Werkstatt 2.0) und die Elektronik (Werkstatt 3.0) für die Reparatur und den Autoservice mit sich gebracht haben, bricht nun das digitale Zeitalter in der Werkstatt an. Wir entwickeln gemeinsam in Arbeitsgruppen mit freien Werkstätten digitale Lösungen, die im Werkstattalltag eingesetzt werden können. Dazu gehören zum Beispiel Apps, die Online-Terminvereinbarung und digitale Kommunikation zwischen Autofahrer und Stammwerkstatt ermöglichen, aber auch Telematik-Nachrüstlösungen und Softwarelösungen, die die Digitalisierung von Werkstattprozessen unterstützen. Wichtig ist uns dabei, dass wir freie Werkstätten in die Lage versetzen, mit den digitalen Lösungen der Automobilhersteller und deren Vertragswerkstätten Schritt zu halten und so vom digitalen Wandel zu profitieren.

Wende zu alternativen Antrieben kommt nicht über Nacht
Jürgen Karpinski, Präsident Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK):
Im kommenden Jahr wird sich zeigen, inwieweit die permanente Verunsicherung der Verbraucher durch die Diskussion um den Verbrennungsmotor und drohende Fahrverbote für Dieselfahrzeuge Einfluss auf den deutschen Automobilmarkt haben wird. Die Wende zu alternativen Antrieben kommt nicht über Nacht. Weder wirtschaftlich noch ökologisch und sozial macht es Sinn, eine Antriebsart ­gegen die andere auszuspielen. Darüber hinaus hoffen wir auf Fortschritte bei der Neugestaltung einer modernisierten Abgas­untersuchung (AU). Und nicht zuletzt setzen wir uns dafür ein, dass Autohäuser und Werkstätten Fahrzeug- und Kundendaten nutzen können für neue Geschäftsmodelle, damit sie auch zukünftig ihre Rolle als unverzichtbare Partner der Autofahrer zur Sicherung der individuellen Mobilität beibehalten.

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