Bild: Krafthand
Ein geplatztes Steuerrad, eine gebrochene Nockenwelle – und das alles mitten im Italien-Urlaub 1974. Statt abzubrechen, reparierte die Reisegruppe ihren Wagen kurzerhand am Straßenrand. Ein Praxisfall voller Improvisation, Schraubergeist und einem Happy End, das selbst die örtlichen Mechaniker staunen ließ.
Krafthand 1, Januar 1975
Ort des Geschehens war Mittelitalien. Grund der Reise: Urlaub. Doch es kann anders. Beim Überholen mit Wohnanhänger eines Wagens auf abschüssiger Strecke tat es plötzlich einen leisen, aber hörbaren Krach, unser Wagen fiel zurück und blieb stehen.
Dann fanden wir die Bescherung: „Steuerradschaden total”. Wir ließen uns die Urlaubsstimmung nicht vermiesen, sondern fingen an, die Steuerräder auszubauen. Als es dämmerig wurde, hatten wir die Räder abgenommen und am nächsten Tag sollten neue besorgt und eingebaut werden. Kein Grund zur Panik, und wir schliefen beruhigt. Am nächsten Morgen ging es per Anhalter in die nächste größere Stadt, um die notwendigen Ersatzteile zu besorgen. Schon am frühen Nachmittag konnten wir mit erwartungsvollen Gesichtern einen Startversuch unternehmen. Aus erwartungsvollen wurden enttäuschte Gesichter, weil der Motor zwar lief, aber jämmerlich kotzte und stotterte. Nach Abnahme des Ventildeckels und Durchdrehen des Motors wussten wir auch warum. Nur die Ventile zweier Zylinder waren in Aktion; die anderen hatten dank einer gebrochenen Nockenwelle Pause. Wir spuckten also wieder in die Hände und bauten die gebrochene Welle aus.
Tags darauf wieder per Autostop in die nächste größere Stadt. Nockenwelle und verschiedene Dichtungen wurden gekauft; dann zurück zum Auto und sofort wurde weiter gebaut. In einer kleinen Werkstatt, in der wir uns notwendiges Werkzeug liehen, belächelten uns schon die Mechaniker; sie trauten uns eine solche Reparatur am Straßenrand nicht zu. Na wartet!
Am Mittag des nächsten Tages lief unser Urlaubswagen wieder einwandfrei. Wir waren zwar glücklich; doch hätten wir gleich zu Ende gedacht, wäre uns sicher ein Urlaubstag mehr geblieben. Die Mechaniker lachten und sagten: „Grande Spezialiste.”
Dieses Kapitel ist in folgendem Fachbuch erschienen:
Zu Ende denken… Klassik Band 2
Historische Praxisfälle aus 95 Jahren Werkstattalltag, inklusive historischen Anzeigen, 1. Auflage 2024, von Georg Blenk, 108 Seiten, 45 Abbildungen, 22,95 Euro
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