Fehldiagnose

Unnötiger Kupplungswechsel bei VW-Modellen

Schwierigkeiten beim Gang einlegen und/oder beim Gang wechseln sind typische Symptome für eine nicht mehr einwandfrei trennende Kupplung. Doch Achtung: Wie die Experten von ZF Services wissen, können solche Probleme bei einem bestimmten in Volkswagenmodellen verbauten Getriebetyp auch anderer Natur sein. Der folgende Beitrag beschreibt Prüfungen, mit denen sich die tatsächliche Ursache diagnostizieren und ein unnötiger Kupplungswechsel vermeiden lassen.

Sechsgang Schaltgetriebe VW
Bild: Schmidt

Reklamieren Kunden, die einen Volkswagen mit Sechsgang-Schaltgetriebe des Typs MQ 350 ihr Eigen nennen, sporadische Schaltprobleme oder eine deutliche Bewegung im Kupplungspedal bei Lastwechsel im Fahrbetrieb, ist vor einem übereilten Austausch der Kupplung und des Zweimassenschwungrads (ZMS) zu warnen. Erst recht, wenn das Fahrzeug bei laufendem Motor und eingelegtem Gang trotz betätigter Kupplung anrollt.

Obwohl dieses mangelhafte Auskuppeln typischerweise auf ein Problem mit der Kupplung oder der Kupplungsbetätigung hindeutet, muss der Kfz-Profi hier auch das Getriebe als Ursache in Betracht ziehen. Betroffen davon sind beispielsweise Modelle wie der Passat 3C mit 2,0-l-TDI-Triebwerk oder der Sharan 7M mit 1,9-l-TDI-Motor und Getriebekennbuchstabe FUX. Aber wo liegt das Problem konkret?

Axialspiel prüfen

Insbesondere bei entsprechenden Fahrzeugen mit hoher Laufleistung oder überproportionalen Belastungen kommt es möglicherweise zu einem Axialspiel an der Getriebeeingangswelle. Normalerweise darf sich die Welle nicht merklich axial hin- und herbewegen. Ist das – hervorgerufen durch Verschleiß am Hauptlagersitz der Welle – dennoch der Fall, kann es zu den beschriebenen Beanstandungen kommen. Wie schon erwähnt, führt das in der Praxis immer wieder zu einer Fehldiagnose, die im (unnötigen) Austausch der (vermeintlich) defekten Kupplung mündet, aber die Schaltprobleme nicht behebt.

Ein solches Ärgernis lässt sich relativ einfach vermeiden. Um das Axialspiel der Getriebewelle bei noch im Fahrzeug eingebautem Getriebe zu prüfen, muss der Fachmann den Verschlussdeckel zum Hauptlager der Welle entfernen. Wird jetzt die Kupplung bei laufendem Motor betätigt und die Welle bewegt sich sichtbar hin und her – und sei es nur minimal – ist das der Beweis für unzulässiges Axialspiel. Zur Erinnerung: Es darf kein merkliches/sichtbares Spiel vorhanden sein, selbst wenn der Fachmann beim Prüfen mit einem Hammerstiel auf das Wellenende drückt.

Verschlissenes Lager
Aufgrund eines verschlissenen Lagersitzes dreht sich der Außenring des Kugellagers mit. In Folge dessen kommt es zu einem axialen Spiel der darin gelagerten Getriebewelle, woraus schlimmstenfalls Schaltprobleme resultieren.

Reparaturlösungen

Wurde das Getriebe schon ausgebaut, muss der Mechatroniker das Axialspiel kupplungsseitig prüfen. Kann er die Getriebewelle nicht spürbar hin- und herschieben, ist alles okay. Ist dies nicht der Fall, bleibt nur der Einbau eines neuen oder eines Austauschgetriebes. Zeitwertgerechter kann eine fachgerechte Reparatur des Getriebes sein. ZF Services bietet dies über seine deutschlandweit verteilten Servicestützpunkte (www.zf.com/servicenetz) an. Die Spezialisten des Zulieferers wechseln die Getriebehälfte mit dem verschlissenen Lagersitz sowie das beanstandete Lager. Nur ein einfaches Einkleben des gelösten Lagers in den verschlissenen Lagersitz oder andere ‚Bastellösungen’ sind keine Alternative zu einer professionellen Reparatur. Natürlich werden bei der Getriebeinstandsetzung auch Zahnräder und Wellen geprüft. Verschlissene Kleinteile (zum Beispiel Sperrstücke) und sämtliche Dichtelemente/-ringe müssen Neuteilen weichen.

Lohnt die Instandsetzung des Getriebes nicht mehr – etwa, weil auch andere Getriebekomponenten verschleißbedingt zu erneuern wären – liefert ZF Services bei Bedarf auch ein Neu- beziehungsweise Austauschgetriebe.

Axialspiel Getriebewelle
Bei ausgebautem Getriebe lässt sich das Axialspiel der Getriebewelle durch Hin- und Herschieben prüfen. Normalerweise darf dabei kein spür- oder messbares Spiel vorhanden sein.

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