Wendet sich das Blatt?

Beate Dreher, Redaktionsmanagerin KRAFTHAND:

als erste europäische Messe des Jahres ist der Genfer Auto-Salon traditionell ein wichtiger Richtungsweiser für die Branche. So gab es auch in diesem Jahr knapp 150 Welt- und Europapremieren zu bestaunen. Was vor dem Hintergrund der Dieseldiskussion den ein oder anderen irritiert hat: Das Bild bestimmten nach wie vor die konventionellen Antriebstechnologien. Klar wurden auch zahlreiche Elektroautos und Plug-in-Hybride vorgestellt und die Konzernlenker beschworen bei Interviews durch die Bank, die E-Mobilität voranbringen zu wollen. Und das wird auch höchste Zeit, um künftige Flottengrenzwerte einzuhalten. Denn nur ein paar Dutzend der rund 900 in Genf vorgestellten Modelle erfüllen bereits die strengeren CO2-Grenzwerte.

Kein Wunder. Neben überraschend vielen neuen Kombimodellen hat vor allem der SUV-Boom noch lange keine Ende gefunden. Wichtige Entscheider wie etwa BMW-Vorstandsvorsitzender Harald Krüger sehen hier auch weiterhin hohes Wachstumspotenzial. Und auch deren häufigstem Antrieb, dem Diesel, bescheinigen Experten eine Zukunft. Aber sehen das auch die Kunden so?

Ein Blick auf die vom Kraftfahrt-Bundesamt veröffentlichten Zulassungszahlen für den Februar 2017 zeigt, dass deutsche Autofahrer dem Diesel inzwischen skeptischer gegenüberstehen. Immerhin ist dessen Anteil bei den Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahres monat um 3,8 Prozentpunkte zurückgegangen. Natürlich ergibt sich ein verzerrtes Bild, wenn man dieser Zahl die Zuwächse von Elektro- und Hybrid-Pkw gegenüberstellt. Schließlich ist deren Gesamtanteil am deutschen Fahrzeugbestand bislang noch zu vernachlässigen. Dennoch könnte die derzeitige Dieseldiskussion und der Streit um entsprechende Fahrverbote in Städten die Karten neu mischen.

Bislang hat die E-Prämie in Höhe von 4.000 Euro für batterieelektrisch betriebene Pkw und Brennstoffzellenfahrzeuge beziehungsweise 3.000 Euro für Plug-in-Hybride kaum gefruchtet. Es wird sich zeigen, ob die zunehmende Verunsicherung der Kunden den Subventionsplänen der Bundesregierung nun doch entgegenkommt. Einiges deutet darauf hin. So hat Toyota ein Wachstum von 24,4 Prozent bekanntgegeben und nennt als Treiber dafür die Hybridfahrzeuge. Die Japaner ernten demzufolge nun die Früchte ihrer Strategie, seit Jahrzehnten auf alternative Antriebe zu setzen. Vielleicht hat dieser Erfolg BMW-Chef Krüger zu seinem viel zitierten Satz E-Mobilität ist ein Marathon und kein Sprint inspiriert.

 

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