Leseprobe Zu Ende denken... Band 3

Schwächelnde Vakuumpumpe

Die Fehlersuche und Instandsetzung bei direkt einspritzenden Dieselmotoren zählt auch in unserer Werkstatt mittlerweile zum Alltagsgeschäft. Deshalb waren wir uns sicher, den vorliegenden Fall schnell zu lösen.

Zu Ende denken, ZED
Bild: Krafthand

Unser Kunde bemängelte, dass nach einem kurzzeitigen Halt häufig die Motorlampe anging und im Anschluss daran die Motorleistung deutlich verringert war. Außerdem rauchte dann der kompakte Rüsselsheimer mit 2-l-Direkteinspritzer mit Hochdruck-Verteilerpumpe beim Beschleunigen bzw. unter Volllast schwarz. Aufgrund unserer Erfahrungen tippten wir auf einen Fehler im Abgasrückführ-System (AGR).

Die Fehlerspeicherauslese bestätigte unseren Verdacht mit dem Hinweis auf ein fehlerhaftes AGR-Ventil. Mit dem Auslesen der Istwerte setzten wir die Fehlersuche fort und stellten fest, dass das Motorsteuergerät das AGR-Magnetventil korrekt ansteuerte.

Die Funktion des Ventils selbst kontrollierten wir über die Istwertauslese, indem wir es mit einer Handunterdruckpumpe betätigten und am Diagnosetester beobachteten, wie sich die Werte für die angesaugte Luftmasse änderten. Damit konnten wir davon ausgehen, dass das Ventil sowohl elektrisch als auch mechanisch funktionierte und die Unterdruckleitungen dicht waren.

Dennoch vermuteten wir den Fehler im Unterdrucksystem des AGR. Wir erfragten uns deshalb bei der befreundeten Markenwerkstatt den Steuerdruck, den die von der Nockenwelle angetriebene Vakuumpumpe erreichen sollte. Unsere erreichte zwar den Maximalwert, im direkten Vergleich mit einem identischen Fahrzeug dauerte jedoch der Druckaufbau wesentlich länger.

Nach der Demontage der Pumpe stellten wir fest, dass die Laufflächen der Flügelzellen erhebliche Riefen hatten. Sie waren offensichtlich der Grund für den vor allem bei niederen Drehzahlen verzögerten Druckaufbau.

Nach dem Einbau einer neuen Flügelzellenpumpe bestätigte sowohl die Probefahrt als auch die Kontrolle der Istwerte, dass unsere Diagnose richtig und die Reparatur erfolgreich war.

Den Fehlerspeichereintrag erklärten wir uns so: Weil dem Motorsteuergerät die Zeitspanne zwischen dem Ansteuern des Ventils und der Rückmeldung über die Funktion vor allem bei niedrigen Drehzahlen (z. B. Leerlauf bei Ampelstopp) zu lange dauerte, setzte es einen Fehler und ging gleichzeitig in den Notlauf, was den anschließenden Leistungsverlust erklärte.

Dieser Zu-Ende-denken-Fall ist in folgendem Buch erschienen:

Zu Ende denken… Band 3 – Knifflige Fälle aus dem Werkstattalltag

6. Auflage 2017, von Georg Blenk, 120 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 12,80 Euro

Hätten Sie die Lösung gewusst?

Das war ein Zu-Ende-denken-Fall – einer von vielen kniffligen Fällen aus dem Werkstattalltag.

Interessante Problemfälle gibt es sicher auch bei Ihnen. Schreiben Sie an torsten.schmidt@krafthand-medien.de oder rufen Sie an unter 08247 3007-72.

Jede veröffentlichte Einsendung wird mit 100 Euro honoriert.

Knifflige Werkstattfälle gibt es übrigens auch als Buch:

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