Fahrwerk

Der Federncheck

Warum brechen Fahrwerks federn? Woran erkennt man verschlissene Fahrwerksfedern – und zwar noch vor einem Windungsbruch? Weshalb ist es empfehlenswert, Fahrwerksfedern paarweise auszutauschen, so wie es bei Stoßdämpfern üblich ist? Auf diese Fragen müssen Kfz-Profi in der professionellen Kundenberatung überzeugend antworten können.

Federbruch
Zum Glück nicht an der Tagesordnung, jedoch ein Grund, Schraubenfedern bereits zu erneuern, bevor sie brechen. Bilder: Suplex
Dieser Beitrag ist Teil des Spezials: Fahrwerk- und Lenkungstechnik.

Bekommen Werkstätten den Auftrag, eine gebrochene Fahrwerksfeder auszutauschen, lassen sie sich allzu gerne auf einen einseitigen Austausch der Feder ein – nicht selten, um Kunden mit älteren Fahrzeugen bei den Reparaturkosten entgegenzukommen. Dabei gibt es mehr als genug objektive Gründe, stets beide Federn der jeweiligen Achse, also sowohl die rechte als auch die linke, zu erneuern. Bei Stoßdämpfern stellt schließlich auch kein Fachmann ernsthaft in Frage, dass diese nur im Paar auszutauschen sind. Doch warum ist bei Fahrwerksfedern immer noch nicht selbstverständlich, was bei Stoßdämpfern die Regel ist?

Warum sind Federn Verschleißteile?

An Argumenten für einen beidseitigen Federwechsel mangelt es jedenfalls nicht. Die Werkstätten müssen sie nur gegenüber dem Kunden einsetzen. Mario Herr, Key Account Manager beim Federnanbieter Suplex, erklärt dazu: Im Grunde sind die rechte und linke Feder einer Achse denselben Beanspruchungen ausgesetzt.“ Damit meint er, sie sind den gleichen Belastungen in Sachen Federarbeit und den gleichen äußeren, den Verschleiß begünstigenden Einflüssen ausgesetzt.

Schraubenfedern gehören zu den Verschleißteilen – im Übrigen genauso wie Stoßdämpfer, die beispielsweise ZF Services auch dieser Teilekategorie zuordnet. Das Unternehmen empfiehlt, Stoßdämpfer nach den ersten 80.000 km Laufleistung und/oder nach spätestens fünf bis sechs Jahren zu überprüfen. Danach sollten sie alle 20.000 km gecheckt werden. Spätestens bei einem solchen Stoßdämpfercheck gehören natürlich auch die Schraubenfedern einer gründlichen Sicht kontrolle unterzogen. Dabei, so Mario Herr, sollten die Werkstätten nicht nur auf einen Windungsbruch schauen. Ebenso muss der Fachmann beim Ferderncheck auf Faktoren achten, die auf einen bevorstehenden Federbruch hindeuten.

Ablagerungen in den Federn
Ablagerungen wie die zu sehenden Steinchen beschädigen die Lackschutzschicht und sind die Ursache für Korrosion an der Feder.

Die unterschiedliche Federstärke und -höhe von neuer und verschlissener Feder kann beim Einzeltausch einen Fahrzeugschiefstand und damit unruhiges Fahrverhalten verursachen.

Warum brechen Federn?

Zu diesen Faktoren zählen (Korrosions-)Schäden am Federdraht. Die Begründung, wie es dazu kommt, liefert der Experte mit: Gerade im Winter bildet sich aus Wasser, Salz und Schmutzpartikeln eine feine Schleifpaste, die sich zwischen der unteren Federaufnahme und der untersten Windung der Feder festsetzt“, erklärt der Experte. Diese Schleifpaste beschädigt den Korrosionsschutz der Feder, sodass der Federdraht anfängt zu rosten. Und dass korrosionsgeschwächter Federstahl über kurz oder lang bricht, leuchtet selbst dem Kfz-Laien ein.

Rostansätze, Feder
Zeigen sich solche Rostansätze an den Federn, sollten Werkstattprofis ihren Kunden ans Herz legen, über einen präventiven Federnaustausch nachzudenken. Denn über kurz oder lang brechen derartig korrodierte Federn.

Kommen zum Rostbefall noch tiefe Temperaturen im Winter hinzu, erhöht sich die Brüchigkeit der Feder. Weitere Ursachen für Lackschäden und daraus resultierende Roststellen sind Steinschläge. Nicht zu vergessen: In Einzelfällen ist auch eine unsachgemäße Montage für Korrosionsbefall verantwortlich. Deshalb sollte jeder Kfz-Profi darauf achten, den schützenden Lack überzug der Feder nicht zu beschädigen.

Unabhängig davon: In Zukunft könnten es Werkstätten sogar mit noch mehr Federbrüchen zu tun bekommen. Hintergrund ist das Bestreben der Fahrzeughersteller, das Gewicht der ungefederten Masse zu reduzieren. Dabei geht es um besseren Fahrkomfort und besseres Fahrverhalten sowie um Gewichtseinsparung zugunsten geringeren Kraftstoffverbrauchs. Damit sich die ungefederte Masse verringert, müssen Achs körper beziehungsweise Rad lager ge häuse und Federbeineinklusive Schrau benfeder aus leichteren Materialien beziehungsweise filigraner gefertigt sein. Mit anderen Worten: Weist ein dünnerer Federdraht einen Rostschaden auf, dürfte tendenziell die Zeitspanne bis zu einem Federbruch sinken.

Warum paarweise und präventiv austauschen?

Nicht nur, aber sicher auch deshalb gibt es die Empfehlung, Fahrwerksfedern unter Umständen bereits vor einem Bruch auszutauschen. Etwa dann, wenn vorhandene Rostschäden den Federdraht offenkundig schon stark angegriffen und geschwächt haben. Eine weitere Empfehlung betrifft die eingangs erwähnte Problematik: Normalerweise sollten Schraubenfedern immer paarweise erneuert werden – egal ob ein Austausch präventiv erfolgt oder weil eine der Federn gebrochen ist.

gebrochene Fahrwerksfeder
Ein Grund weshalb Schraubenfedern häufig an der untersten Windung brechen, ist die meist hier zuerst auftretende Korrosion.

Dies begründet sich dadurch, dass nicht nur die gebrochene, sondern auch die (noch) nicht gebrochene Feder den dauerhaften Beanspruchungen von Fahrzeuggewicht und äußeren Einflüssen ausgesetzt war. Außerdem ist eine gebrauchte Feder im Vergleich zu einer neuen Feder um einiges mehr gestaucht. Die  unterschiedliche Federstärke und -höhe zwischen neuer und verschlissener Feder würde bei einem Einzeltausch einen Fahrzeugschiefstand verursachen“, erklärt der Experte Herr. Außerdem weist er darauf hin, dass der Fahrzeugschiefstand ein unruhiges Fahrverhalten mit erhöhter Gefahr zum Über- oder Untersteuern beim Bremsen nach sich ziehen kann. Dieses Argument eignet sich bestens, um Kunden vom paarweisen Austausch der Federn zu überzeugen.

Service-Info

Was, wenn Farbmarkierung und Aufbau von Ersatzfedern vom Original abweichen?

Einige Fahrzeughersteller benutzen Farb markierungen zur genauen internen Identifikation der Federn. Jeder Farbcode ist einer Produktnummer zugeordnet. Häufig signalisieren die jeweiligen Farbmarkierungen den Bereich der zulässigen Produktionstoleranzen. Somit stehen die verschiedenen Farbmarkierung beispielsweise für den oberen oder unteren Toleranzbereich.

Für die Reparatur ist demnach von entscheidender Bedeutung, welche Toleranzen vom Fahrzeughersteller die sem Fahrzeug zugeteilt worden sind.
 Kfz-Profis sollten also darauf achten, dass beide Federn über dieselbe Farbmarkierung verfügen. Werden bei der Auswahl des Ersatzteils diese Farbmarkierungen nicht berücksichtigt, kann dies zu einem schiefen Fahrzeugstand nach dem Einbau der neuen Feder führen.

Farbmarkierung auf Schraubenfeder
Farbmarkierung auf einer verschlissenen und stark korrodierten Schraubenfeder.Bild: Suplex

Und was ist zu tun, wenn eine Ersatz feder in ihrem Design beziehungsweise ihrem Aufbau vom Original etwas abweicht? Die Auffassung der Experten von Suplex sieht wie folgt aus:

Diese Feder sollte grundsätzlich nicht eingebaut werden, da sich mit jeder Abweichung die physikalischen Eigenschaften ändern. Und jede Änderung von Bauform oder Drahtdurchmesser ist ein klarer Eingriff in die Konstruktion der Radaufhängung und kann die Fahreigenschaften des Fahrzeugs extrem verschlechtern. Jede Ersatzfeder, die nicht der Originalbauform entspricht, stellt somit eine Gefahr dar.

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