VW rutscht noch tiefer in die Krise

Für die 2,0-l-TDI-Motor der Baureihe EA 189 soll laut Volkswagen eine Softwarelösung ausreichen, um die Emissionsvorschriften einzuhalten. Bild: Schmidt

Die Bremsspuren des Volkswagen-Konzerns im Zuge der Abgasaffäre werden immer länger. Nachdem bislang lediglich die Software-Manipulationen bei der Stickoxid-Messung von Dieselmotoren im Fokus standen, geraten nun auch Benzinmotoren und die Messung des CO2-Ausstosses ins Visier von Umweltbehörden.

Zudem teilte die US-amerikanische Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) den Wolfsburger Autobauern mit, dass bei Fahrzeugen mit V6-TDI-Dieselmotoren eine Software-Funktion vorhanden sei, die im Genehmigungsprozess nicht hinreichend beschrieben werde. Volkswagen betonte umgehend, dass keine Software bei diesen Aggregaten installiert wurde, um die Abgaswerte in unzulässiger Weise zu verändern. Das Unternehmen werde mit der EPA "vollumfänglich kooperieren, um den Sachverhalt rückhaltlos aufzuklären".

Unregelmäßigkeiten bei den CO2-Werten
Zugleich aber musste Volkswagen einräumen, dass "bei internen Untersuchungen" nun festgestellt wurde, dass es bei der Bestimmung des CO2-Wertes für die Typzulassung von Fahrzeugen zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. "Nach derzeitigem Erkenntnisstand," so heißt es in einer Pressemitteilung, "könnten davon rund 800.000 Fahrzeuge des Volkswagen Konzerns betroffen sein. Der Vorstand werde unverzüglich mit den zuständigen Zulassungsbehörden über die Konsequenzen dieser Feststellungen in einen Dialog treten. Dies soll dann zu einer verlässlichen Bewertung der rechtlichen und in der Folge wirtschaftlichen Konsequenzen des bislang nicht vollständig aufgeklärten Sachverhalts führen.

Für die Wolfsburger können diese zusätzlichen "Unregelmäßgikeiten" das weltweite Image-Desaster noch weiter verschärfen. Wie aus dem Konzern gegenüber SPIEGEL und manager magazin verlautet, betrifft die Angabe niedrigerer CO2- und damit auch Verbrauchswerte zwar ganz überwiegend Fahrzeugmodelle mit Dieselmotoren – Autos der Typen Polo, Golf und Passat, bei AUDI A1- und A3-Modelle, bei Skoda den Octavia und bei SEAT die Modelle Leon und Ibiza -, doch zugleich ist wohl auch ein Benzinmotor mit Zylinderabschaltung betroffen. VW spricht hier allerdings von einer geringen Stückzahl.

VW will weiterhin schonungslos aufklären
Damit ist die Feststellung, die der Konzern vor kurzem gegenüber KRAFTHAND gemacht hat, nicht mehr vollständig. In diesem Statement hieß es: "Auffällig sind nach bisheriger Erkenntnis ausschließlich Fahrzeuge mit Dieselmotoren vom Typ EA 189. Ausschließlich bei diesem Motortyp wurde eine auffällige Abweichung zwischen Prüfstandswerten und realem Fahrbetrieb festgestellt."

Matthias Müller, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG, erklärte jetzt: "Ich habe mich von Anfang an dafür eingesetzt, dass wir die Geschehnisse schonungslos und vollständig aufklären. Das ist ein schmerzhafter Prozess, aber er ist für uns ohne Alternative. Für uns zählt einzig und allein die Wahrheit." Der festgestellte Sachverhalt sei zutiefst zu bedauern.

Alles in allem wird die Aufklärung teuer. Hat der Konzern im Zuge der Dieselaffäre für Rücknahmen und Nachbesserungen bereits 6,7 Milliarden Euro zurückgestellt, beziffert VW die wirtschaftlichen Risiken für die Korrektur der neu aufgetauchten CO2-Unregelmäßigkeiten auf rund zwei Milliarden Euro. Unterdessen steht die VW-Aktie erneut erheblich unter Druck und hat auf dem Frankfurter Börsenparkett im Vergleich zum Jahresbeginn mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.

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