ZDK bilanziert schwieriges Autojahr 2012

Trotz eines schwierigen Autojahrs 2012 optimistisch: Die ZDK-Spitze mit (von links): Vizepräsident Ulrich Fromme, Präsident Robert Rademacher, Vizepräsident und Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk. Foto: Lanzinger

Das Kfz-Gewerbe hat ein schwierges Autojahr 2012 hinter sich. Dies wurde gestern in Berlin deutlich, wo der ZDK gegenüber den Medien und Krafthand-Online das abgelaufene Autojahr bilanzierte. Gestiegenen Umsätzen im Service und bei Gebrauchtwagen standen deutliche Rückgänge im Neuwagenhandel gegenüber. Insgesamt erreichte das Kfz-Gewerbe mit seinen 37 800 Betrieben im Jahr 2012 ein Umsatzvolumen von 138,5 Milliarden Euro und hat somit den Wert des Vorjahres mit minus 1,6 Prozent knapp verfehlt. Im Jahr 2011 waren es noch 140,7 Milliarden Euro.

Im Neuwagengeschäft gingen die Umsätze um acht Prozent auf 54,6 Milliarden Euro zurück (2011: 59,3 Milliarden Euro). ‚Der Neuwagenhandel hat unter der privaten Nachfrageschwäche gelitten und musste auch der extrem hohen Quote der Hersteller- und der durch die Hersteller veranlassten Händlerzulassungen Tribut zollen‘, sagte Robert Rademacher, Präsident des ZDK. Im Servicegeschäft stieg der Umsatz um 3,2 Prozent auf 30,2 Milliarden Euro (2011: 29,3 Milliarden Euro). Der Gebrauchtwagenhandel blieb mit 44,2 Milliarden Euro (2011: 41,8 Milliarden Euro) um 5,8 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Rendite der Betriebe lag im Händlerdurchschnitt bei etwa 1,4 Prozent und damit um 0,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.

Geschäftsklimaindex zeigt Stagnation im Kfz-Gewerbe
Die momentane Situation wird von den Kfz-Betrieben nach wie vor sehr verhalten beurteilt. Im aktuellen ZDK-Geschäftsklimaindex, erhoben von Ende Februar bis Anfang März, verharrt der Wert zur aktuellen Geschäftslage bei 117,7 Punkten auf niedrigem Niveau, und dies seit dem Sommer 2012. Alle drei Geschäftsbereiche (Neuwagen, Gebrauchte, Service) weisen aktuell hohe negative Beurteilungsquoten auf.

Zahl der Auszubildenden stabil
Im Wettbewerb um den Nachwuchs hat sich das Kfz-Gewerbe im Jahr 2012 gut geschlagen. Insgesamt über 90 300 Auszubildende waren zum 31. Dezember 2012 in den 37 800 Betrieben beschäftigt. Damit lag die Zahl fast auf dem Niveau des Vorjahres (rund 90 900 oder minus 0,7 Prozent). Auf der Beliebtheitsskala ganz oben nicht nur im Kfz-Gewerbe, sondern im Handwerk generell bleibt der Ausbildungsberuf zum Kfz-Mechatroniker.

Zahl der Betriebe und Mitarbeiter leicht gesunken
Der seit Jahren anhaltende Strukturwandel im Kfz-Gewerbe hat sich, was die Zahl der Betriebsstätten anbelangt, im vergangenen Jahr mit reduzierter Geschwindigkeit fortgesetzt. Zum 31. Dezember 2012 zählte die Branche bundesweit insgesamt 37 800 Kfz-Betriebe, 200 weniger als 2011. Davon waren 17 500 fabrikatsgebundene Betriebe und 20 300 freie Werkstätten. Zum 31. Dezember 2012 beschäftigte das Kfz-Gewerbe insgesamt 453 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in technischen und kaufmännischen Berufen, das sind 2 400 Menschen beziehungsweise 0,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor (2011: 456 000).

Servicegeschäft ist tragende Säule
Das Servicegeschäft erweist sich nach wie vor als tragende Säule des Kfz-Gewerbes. Die 37 800 Kfz-Betriebe wickelten im Jahr 2012 insgesamt 74,3 Millionen Wartungs- und Reparaturaufträge ab, das waren im Durchschnitt
1 966 Kundenaufträge pro Betrieb. Mit einer Quote von durchschnittlich 83 Prozent lag die Auslastung der Werkstätten nur knapp unter dem Niveau des starken Jahres 2011.

Quote der Hersteller- und Händlerzulassungen ist zu hoch
Das Neuwagengeschäft mit 3,08 Millionen Einheiten wurde im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 61,8 Prozent von den gewerblichen Zulassungen getragen. Etwas mehr als 900 000 Neufahrzeuge und damit fast 30 Prozent wurden auf Hersteller und Händler selbst zugelassen.

In den ersten beiden Monaten dieses Jahres hat sich diese Quote auf aktuell 33,2 Prozent weiter erhöht. Die Neuzulassungen sanken im gleichen Zeitraum um 9,6 Prozent gegenüber 2012. Die Besitzumschreibungen von Gebrauchtwagen indes liegen aktuell um zwei Prozent über dem Vorjahr. ‚Nun zeigt sich, womit wir uns im Handel aktuell herumschlagen müssen – nämlich mit zirka 300 000 Hersteller- und Händlerzulassungen zuviel. Das ist ein zu großer Schluck über den Durst, der dem Handel nun eine beträchtliche Magenverstimmung einträgt‘, so Robert Rademacher. Denn so mancher potenzielle Neuwagenkunde entscheide sich stattdessen für eine Kurzzulassung, die ihm als junger Gebrauchtwagen mit hohem Preisabschlag angeboten würde. Das unverantwortliche Aufblähen der Zulassungsstatistik koste Hersteller und Handel viel Geld und führe konsequent in die roten Zahlen, so der ZDK-Präsident. Hier seien die Hersteller aufgerufen, mit nachfrageorientierter Belieferung den Druck aus dem Kessel zu nehmen.

‚Meister-HU‘ und Werkstattportale
Vehement kritisierte Rademacher die Forderung der Grünen, die Pauschalversteuerung der privaten Nutzung von Firmenfahrzeugen zu verschärfen. Dies schade der ohnehin fragilen Autokonjunktur. Weitere finanzielle Mehrbelastungen bringe die Neuregelung der Rundfunkbeiträge für die Kfz-Branche. Der ZDK fordert eine schnelle Überarbeitung des Systems.  Außerdem kritisierte der ZDK massiv die Werkstattportale, auf denen Werkstattleistungen im Internet angeboten werden. Was Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk dazu sagt und mit welchen Argumenten er die ‚Meister-HU‘ weiter vorantreibt, lesen Sie demnächst in der KRAFTHAND.

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