Berufserkundung & Co: Wie Werkstätten und Azubis zueinander finden

Gegenseitiges Kennenlernen: Werkstatt und potentieller Auszubildender erkennen während eines Praktikums, ob sie zueinander passen. Bild: ZDK

Kfz-Mechatroniker oder was? Bei vielen Schülern steht im Frühjahr ein Betriebspraktikum auf dem Stundenplan – eine tolle Chance für den Kfz-Nachwuchs, erste Erfahrungen im Berufsalltag zu sammeln. Und auch für Kfz-Betriebe sind die Berufserkundungen wertvoll, um die potentiellen Nachwuchskräfte frühzeitig kennenzulernen.

Nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes sinkt die Zahl der Schüler im Vergleich zu 2006 bis 2020 um gut 20 Prozent. In absoluten Zahlen: 1,8 Millionen. So verringert sich auch die Zahl der junge Menschen, die sich für eine berufliche Zukunft im Kfz-Handwerk entscheiden können. 

Die aktuellen Zahlen geben noch keinen Anlass zur Sorge: 20 000 Lehrlinge beschäftigt das Kfz-Gewerbe derzeit bundesweit. Alle Lehrstellen konnten bisher besetzt werden. Es gab sogar deutlich mehr Bewerber als offene Stellen. ‚Der Beruf des Kfz-Mechanikers ist beliebt‘, betont Claudia Weiler vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Und doch sind laut ZDK künftig verstärkte Anstrengungen notwendig, um junge Leute auf den Beruf aufmerksam zu machen und Interesse zu wecken. Bereits heute bietet das Kfz-Gewerbe bundesweit zahlreiche Praktikumsplätze für Jugendliche an, die sich für automobile Technik oder die kaufmännische Seite des Autohauses interessieren. 

Beim Praktikum den Wunschberuf ausprobieren

‚Ein Praktikum ist eine gute Gelegenheit, die Arbeitswelt kennenzulernen, den Wunschberuf zu testen und Erfahrungen zu sammeln‘, betont Birgit Behrens, Geschäftsführerin Berufsbildung des ZDK. 

Für Kfz-Meister René Gravendyk (44), Geschäftsführer von Auto van Aal in Goch (NRW), gehört Nachwuchsförderung zum guten Ton. Seit vielen Jahren gehen Praktikanten in seinem Betrieb die ersten beruflichen Schritte, und so mancher absolvierte anschließend eine Ausbildung im kfz-technischen Bereich im Betrieb.  ‚Für mich ist es der schönste Beruf der Welt. Da möchte ich schon die Möglichkeit zum Schnuppern geben‘, meint Gravendyk. Es ist selbstverständlich, dass seine Praktikanten einen festen Platz im Team haben. Ein Geselle übernimmt die Patenschaft und steht dem Jugendlichen in der Werkstatt zur Seite. Der Jugendliche lernt verschiedene Tätigkeiten kennen, ist bei Wartungsarbeiten dabei oder hilft beim Wechseln von Stoßdämpfern oder Kupplungen. ‚Er soll schmutzige Hände bekommen und am Abend mit dem Gefühl nach Hause gehen: Ich habe etwas geschafft‘, sagt  Gravendyk. 

Die Jugendlichen können sich in dem Beruf erproben und sehen, ob sie für den Beruf geeignet sind. 80 Prozent der Azubis in kfz-technischen Ausbildungsberufen absolvieren vorher ein Praktikum, so der ZDK. Die Erfahrung zeigt: Wer vorher seinen Beruf ausprobiert, bleibt öfter bei seiner Wahl. Auch Kfz-Meister René Gravendyk teilt diese Ansicht: ‚Bisher hatte ich noch niemanden, der seine Ausbildung abgebrochen hat. Auch wenn ich einige nicht übernehmen konnte, haben sich alle im Job etabliert.‘

Zueinander finden

Außer Praktika haben Bewerber und Kfz-Betriebe noch viele weitere Möglichkeiten, zueinander zu finden. Oft laden Betriebe zu einem Tag der offenen Tür oder zum Girls Day im April ein. Die örtlichen Kfz-Innungen oder Arbeitsagenturen stellen ebenfalls Kontakte her. Berufsbildungsmessen zählen für viele Betriebe zum Standardprogramm, einige Kfz-Werkstätten gehen auch direkt in die Schulklassen und stellen den Beruf vor. Betriebe mit einer Präsenz in sozialen Netzwerken (z. B. Facebook) können diese zur Nachwuchsgewinnung einsetzen (siehe KRAFTHAND 20/2011: ‚Interaktiver Kontakt: Wie Kfz-Werkstätten soziale Netzwerke nutzen können‘).

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