Neues Reifenlabel: Hersteller setzen auf Kundendialog und unabhängige Tests

Ein Label, drei Parameter: Damit der Endkunde, nicht die Gesamtqualität der Reifen aus den Augen verliert, setzen die Hersteller auf den direkten Kundenkontakt beim Händler und auf unabhängige Tests. Foto: Conti/BRV/Blenk

Ab kommenden Donnerstag (1. November) müssen alle ab Juli 2012 produzierten Reifen europaweit einheitliche Etiketten tragen (siehe Krafthand 10/2012). Das neue Reifenlabel soll Verbraucher über Kraftstoffverbrauch/Rollwiderstand, Nasshaftung/Brems-Performance und Abrollgeräusch informieren. Keine Auskunft dagegen gibt das Label über entscheidende Eigenschaften der Reifen wie Bremsverhalten, Traktion und Kurvenhaftung auf Schnee und Eis. Wie reagieren die Reifenhersteller darauf? Krafthand Online hat bei Michelin und Continental nachgefragt.

Um den Endkunden das gesamte Leistungsspektrum eines Reifens aufzuzeigen, hält Michelin das Beratungsgespräch zwischen Reifenfachhändler und Kunden für sehr wichtig. Ebenso bedeutend als Informationsquelle seien einschlägige Fachmagazine. Conti verweist darüber hinaus auch auf die Reifentests der Automobilclubs und Verbraucherorganisationen. Diese überprüfen bei Sommer- und Winterrreifen bis zu 18 Kriterien. Laut Conti kann das neue Reifen-Label für Sommerreifen-Marken eine erste Indikation sein, allerdings mit der Einschränkung, dass keine Prüfung des gesamten Leistungsspektrums erfolgt. Für Winterrreifen gelte, dass Kriterien wie Schnee-Griff, Eis-Griff, Schnee-Traktion nicht abgebildet werden, betont Conti. Beide Hersteller, Michelin und Conti, bereiten den Handel seit längerem mit Produktschulungen und B2B-Portalen auf das neue Label vor.

Kaufentscheidung künftig nur nach Kriterien des Reifen-Labels?
Auf die Frage, ob Endkunden ihre Kaufentscheidungen künftig vermehrt oder ausschließlich nach Kriterien des Reifen-Labels treffen, geben sich beide Hersteller weitgehend gelassen. Michelin erwartet, dass Endkunden sich weiterhin wie bisher beim Händler und in Fachmedien umfassend informieren. Conti verweist auf eine aktuelle Umfrage, die besagt, dass die meisten Verbraucher (über 90 Prozent) auf Testberichte vertrauen. Der Hannoveraner Reifenhersteller geht davon aus, dass dies auch in Zukunft so sein wird.

Schutz vor schlechten Sicherheits- und Umwelteigenschaften
Was hat das Reifen-Label bereits bisher bewirkt? ‚Um ein C zu erreichen und nicht mit den Klassen E oder F Gefahr zu laufen, als schlechte Reifen wahrgenommen zu werden, legen viele Reifenhersteller ihre Produkte zugunsten des Kriteriums ‚Nassgriff‘ aus, erklärt Conti. Und weiter: ‚Viele Hersteller können nur wenig punkten, wenn es um Kriterien geht, die nicht vom EU-Reifenlabel abgebildeten werden.‘ Genau darin liege die Tücke des Labels, da es mit relativ guten Werten (zum Beispiel C in Nassgriff) eine gute Gesamt-Performance suggeriere, die aber in Wirklichkeit nicht immer gegeben sei, so Conti.

Michelin dagegen gewinnt dem Label auch einen entscheidenenden positiven Aspekt ab: ‚Mit dem Reifenlabel wurden EU-weit in den drei Kriterien Nassbremsen, Kraftstoffeffizienz und externes Rollgeräusch erstmals Mindestanforderungen an Reifen festgelegt. Hier wird der Verbraucher durch das Label vor Produkten mit extrem schlechten Sicherheits- und Umwelteigenschaften geschützt.‘

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