Kehrtwende: Mercedes-Benz schließt Einsatz von Kältemittel R1234yf aus

Im Gegensatz zum herkömmlichen R134a wird R1234yf in roten Behältern geliefert. Grund laut Klimaexperten: Das neue Kältemittel gilt als hochentzündlich. Foto: Mercedes-Benz/Torsten Schmidt

Entgegen den Vorschriften der EU-Kommission will Daimler in den Klimaanlagen seiner Autos nicht das neue Kältemittel R1234yf einsetzen. Der Stuttgarter Autobauer hat den zuständigen Behörden Untersuchungsergebnisse zur Verfügung gestellt, die den sicheren Einsatz von R1234yf in Frage stellen. Bislang sollte die klimaverträgliche Chemikalie in der weltweiten Automobilindustrie eingesetzt werden und wurde als sicher eingestuft.

Daimler hat nun nach einem hauseigenen Verfahren getestet, das den Konzernangaben zufolge über die gesetzlichen Vorgaben hinausgeht. Bei dem Testverfahren tritt das Kältemittel unter Hochdruck in der Nähe von heißen Teilen der Abgasanlage eines Versuchsfahrzeugs dynamisch aus.

Das Ergebnis: Das Kältemittel erweist sich in einem heißen Motorraum als zündfähig. Vergleichbare Tests mit dem Kältemittel R134a ergaben keine Entflammung, teilt Daimler mit.  Mercedes-Benz schließt den den Einsatz von R1234yf nun aus und befüllt die Klimaanlagen seiner Fahrzeuge weiterhin mit dem alten Kältemittel R134a. Eine Ausnahmeregelung der EU für R134a gilt noch bis 31. Dezember 2012.

Auf KRAFTHAND-Anfrage erklärte Mercedes-Benz, man wolle bei der EU auf eine Verlängerung der Ausnahmeregelung hinwirken, bis der Konzern eine Alternative zu R1234yf zur Verfügung hat. Die Deutsche Umwelthilfe spricht währenddessen von einem ‚offenen Rechtsbruch‘, den Daimler begehen wolle und legt der EU-Kommission nahe, Strafzahlungen gegen den Autobauer zu verhängen. Vom VDA ist dagegen bislang nur zu hören, dass er ‚den neuen Sachverhalt zeitnah in seinen Gremien erörten will.‘ Honeywell, neben Dupont einer der beiden Produzenten von R1234yf, zeigte sich von den Tests von Mercedes-Benz überrascht. Die Tests seien von Mercedes Benz ‚ohne den bisher üblichen kooperativen und offenen Ansatz‘ durchgeführt worden, so Honeywell. Der amerikanische Chemiekonzern kündigte an, sich mit Vertretern von Mercedes-Benz zu treffen. Erst dann sei man in der Lage, die Tests zu  bewerten. Vollends überrascht von dem Daimler-Vorstoß zeigte sich auch Dometic Waeco International, Hersteller von Klimaservicegeräten: ‚Der Sachverhalt war mit uns in keinster Weise abgestimmt, so dass wir jetzt noch Zeit benötigen, um diese Erklärung erschöpfend einzuordnen, so ein Sprecher.

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