Diesel und (k)ein Ende: Wie verändern Updates die Motorsteuerung?

Nachdenkliche Mienen beim Dieselgipfel (von links): Matthias Müller (Volkswagen), Harald Krüger (BMW), Dieter Zetsche (Daimler) und Matthias Wissmann (VDA). Bild: BMVI

Updates sollen Schadstoffe in den Abgasen verringern. So hat es der sogenannte Dieselgipfel Anfang August in Berlin vereinbart. Es wurde beschlossen, etwa fünf Millionen Fahrzeuge mit einem Software-Update zur Reduzierung der Stickoxid-Emissionen nachzurüsten. Doch es bleiben Fragen offen – und diese hat KRAFTHAND an die Autohersteller gerichtet.

Zum Beispiel: Ist garantiert, dass die Halter der nachgerüsteten Fahrzeuge Nachteile weder bei der Leistung in Kauf nehmen müssen noch beim Kraftstoffverbrauch oder bei der Motorlebensdauer? Oder: Was genau passiert bei Software-Updates? Werden die AGR-Raten verändert? Werden Modifikationen am kennfeldabhängigen Einspritzzeitpunkt im Vergleich zum vorherigen Softwarestand vorgenommen? Wird die Einspritzmenge modifiziert im Vergleich zum vorherigen Softwarestand? Und: Ist aufgrund des Software-Updates mit mehr Verkokungen an den entsprechenden Bauteilen zu rechnen? Die Anhebung der AGR-Rate ist bekanntlich ein probates Mittel, um den NOx-Ausstoß zu senken. Daher dürften diese bei den Updates eine wichtige Rolle spielen. Zugleich entstehen durch die rückgeführten Abgase Verkokungen im Ansaugtrakt oder am AGR-Ventil. Und wenn es zu mehr Verkokungen im Ansaugtrakt und am AGR-Ventil kommt, werden die AGR-Ventile dann im Rahmen einer Garantie erneuert oder über Kulanzregelungen ausgetauscht?

Im Ungefähren
Zu all diesen Fragen bleiben die meisten Hersteller im Ungefähren. Bislang antworteten BMW, Porsche, Volkswagen als Konzern und Audi. Der Ingolstädter Autobauer verwies zunächst auf eine Pressemitteilung, in der es hieß: Audi bietet für Kunden in Europa und weiteren Märkten außerhalb der USA und Kanada ein Nachrüstprogramm für Euro-5/Euro-6-Fahrzeuge an. Bis zu 850.000 Autos, die mit dem Sechszylinder und Achtzylinder-Dieselmotor ausgestattet sind (V6/V8 TDI, Euro 5/Euro 6), können eine neue Software bekommen.

Ebenso teilte Audi mit, alle beim Dieselgipfel beteiligten Autobauer hätten unisono bestätigt, dass die Kunden bei der Leistung keine Nachteile in Kauf nehmen müssen, ebenso wenig beim Kraftstoffverbrauch und bei der Motorlebensdauer. Bei den weiteren Angaben blieb der Ingolstädter Autobauer mehr im Ungefähren. So sei das Software-Update gerade erst auf dem Dieselgipfel bestätigt worden. Viele Details seien erst noch zu definieren und mit den Zulassungsbehörden abzustimmen. Diese Details könne man deshalb noch nicht nennen. Zudem sei Audi gerade noch dabei zu definieren, bei welchen Varianten was und wann gemacht werde.

BMW teilte uns mit, seine Dieselmodelle seien gesetzeskonform. Die Fahrzeuge zeigten bereits heute im Flottenmittel eine NOx-Emission, die um 40 Prozent unter dem Flottenmittel aller Euro-5- und Euro-6-Fahrzeuge im Bundesdurchschnitt liege. Das freiwillige und für die Kunden kostenlose Software-Upgrade habe keinen Einfluss auf die zertifizierten Werte zu Verbrauch, Leistung und Lebensdauer des Motors. Der Einfluss des Updates auf den kundenindividuellen Praxisverbrauch liege im Rahmen der Messwertstreuungen und sei damit nicht relevant.

Abgasrückführraten
Beim Euro-5-Software-Update möchte BMW die gewonnene Felderfahrung nutzen und lässt jetzt bei einer Reihe von Fahrzeug-Motor-Kombinationen eine weitere Ausweitung der Abgasrückführraten in vielen Bereichen des Motorkennfelds zu. Die Maßnahme werde sich bei BMW auch bezüglich der Verkokungsneigung an den gewonnenen Felderfahrungen orientieren.

Porsche möchte sich beim Software-Update für den Porsche Cayenne 3,0-Liter-V6-Diesel noch nicht eindeutig festlegen. Die Details seien noch in der Abstimmung mit dem Kraftfahrtbundesamt (KBA). "Wir können der finalen Meinungsbildung und Abstimmung mit dem KBA nicht vorgreifen."

Der Volkswagen-Konzern sprach gegenüber KRAFTHAND von etwa vier Millionen Fahrzeugen, die im Rahmen der freiwilligen Aktion in die Werkstätten zurückgerufen werden. Von der Marke Volkswagen sind etwa 2,5 Millionen Fahrzeuge betroffen, bei Audi rund 850 000 Fahrzeuge. Was bei dem Update genau geschieht, kann Volkswagen nicht sagen. Dies sei vom jeweiligen Fahrzeugtyp abhängig. Natürlich seien der Einspritzzeitpunkt und die Abgasrückführung Stellschrauben, an denen gedreht werden könne. Bei erhöhter Abgasrückführung könne es zu Verkokungen im Ansaugtrakt und am AGR-Ventil kommen. Volkswagen möchte sich in solchen Fällen jedoch den Kunden gegenüber kulant zeigen.

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